Für die Handwerker von morgen wird die Wärmepumpe ein großes Thema – doch lernen sie in der Ausbildung genug? Ein Blick in die Branche.

  • Die Wärmepumpe gilt als Technologie, die viele Häuser zu mehr Klimafreundlichkeit bringen dürfte
  • Mit wenig Ressourcenaufwand gelingt es der Wärmepumpe im Vergleich zur fossilen Heizung deutlich mehr Leistung zu bringen - und zu geringeren Kosten
  • Dennoch gibt es oft Kritik. Mehr Wissen könnte da helfen, doch bei der Ausbildung hakt es

Von der extremen Hitze in Südeuropa über die Überschwemmung im Nordosten der USA bis zu Waldbränden in Griechenland – der Klimawandel zeigt sich immer deutlicher. Umso bedeutender und wichtiger wird die Energie- und Wärmewende. In Deutschland wurde zuletzt viel darüber gestritten. Im Mittelpunkt: das ursprünglich von Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgestellte Heizungsgesetz. Nach der Sommerpause soll es im Bundestag von der Ampel-Koalition verabschiedet werden.

Wärmepumpe in der Ausbildung: Kritik von Brancheninsider – "Wochenkurs reicht nicht"

Weg von fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Gas und in Zukunft auf erneuerbare Energien setzen – das ist grob zusammengefasst das Ziel. Ein wichtiger Baustein ist der Umstieg von alten Heizungen auf klimafreundliche Techniken. Viel wird in diesem Zusammenhang über den Einsatz der Wärmepumpe diskutiert. In Neu- wie auch in Altbauten kann die Wärmepumpe eine klassische Heizung ersetzen. Jüngst hatte unsere Redaktion über die Kosten vom Umstieg von einer Heizung auf eine Wärmepumpe berichtet – das Ergebnis überrascht.

Neben den Kosten spielt für viele Verbraucher aber noch ein anderes Problem mit: die Zeit. Nicht selten muss auf eine neue Wärmepumpe einige Monate gewartet werden. Liegt ein Grund in der Qualifikation der Fachkräfte – Stichwort Ausbildung? Kritik kommt von Burghard Grupe, Geschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. Er kritisiert den vermeintlich zu kleinen Theoriekurs in der Ausbildung mit insgesamt nur 40 Stunden. Im MDR-Interview sagte Grupe: "Diese 40 Stunden – der Wochenkurs – der reicht nicht."

Wärmepumpen-Update für Azubis: Heizungsbauer berichtet – lernen noch das Gleiche wie vor 20 Jahren

Grupe zufolge müsse viel mehr Platz für Kurse gemacht werden. "Und zwar in der überbetrieblichen Ausbildung, wo das gelehrt werden muss – damit auch alle den gleichen Kenntnisstand haben." Heizungsbauer Kevin Englisch sagt, dass seine Lehrlinge im Wochenkurs heute noch ungefähr das Gleiche lernen würden, wie er selbst vor 20 Jahren. Beide Brancheninsider fordern im MDR: Die Ausbildungsordnung benötigt ein Update. Aber wie sieht man das im Fachverband für Sanitär, Heizung und Klima (ZVSHK)?

Ausbilder Stefan Schwammbach (l) angehenden Anlagenmechanikern für Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik aus dem 4. Lehrjahr eine Wärmepumpe. Für junge Heizungsbauer wird die Technik in der Zukunft immer wichtiger.
Ausbilder Stefan Schwammbach (l) angehenden Anlagenmechanikern für Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik aus dem 4. Lehrjahr eine Wärmepumpe. Für junge Heizungsbauer wird die Technik in der Zukunft immer wichtiger. © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Geschäftsführer Carsten Müller-Oehring erklärt gegenüber unserer Redaktion: "Mit den in der Ausbildung vermittelten Kompetenzen ist ein Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung, Klima (SHK) in der Lage, eine korrekt geplante und ausgelegte Wärmepumpe zu installieren." Ähnlich sieht es Axel Kaufmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Der Ausbildungsrahmen sei technikoffen formuliert, um viele Technologien und Hersteller einzubinden. Den Wunsch nach mehr Qualifikation kann Müller-Oehring jedoch nachvollziehen. "Hier ist im letzten Jahr aber einiges passiert."

Wartezeiten für Wärmepumpen: Experte nennt die Gründe – und hat eine Forderung an die Politik

In der Ausbildung oder Qualifikation sieht Müller-Oehring auch nicht die Ursache für die teils langen Wartezeiten aufseiten der Verbraucher. Die Gründe seien breit gefächert – dazu zählen:

  • Planungs- und Bearbeitungszeiten bei Fördermittelanträgen
  • Lieferengpässen der Hersteller
  • Unsicherheiten baurechtlicher Zulässigkeit
  • Antragstellung, Prüfung, Anschlussleistung, Genehmigung und Einbau zweiter Stromzähler durch den Stromnetzbetreiber
  • Koordination Vor- und Nachunternehmer (etwa für Fundamentsockel für Wärmepumpen-Außengerät)
  • Koordination der Demontagearbeiten wie Öltankdemontage durch Tankschutzfachbetrieb
  • Fehlende Ressourcen in den Betrieben

Berücksichtigt werden müsse aus Sicht von Müller-Oehring auch der Mehraufwand bei der Installation von Wärmepumpen – hier sei der Einbau deutlich komplexer als bei einer klassischen Heizung. Die fehlende Erfahrung – da Wärmepumpen in der Vergangenheit nicht oder nur wenig nachgefragt waren – sowie hohe Krankenstände in Betrieben würden als Faktoren für die oft langen Wartezeiten noch erschwerend hinzukommen. Seine Forderung an die Politik: "Die Antragsbearbeitung muss dringend optimiert werden – baurechtlich muss mehr Flexibilität geschaffen werden."

Mehr Wärmepumpen einbauen: Zusätzliche Qualifikation für Heizungsbauer – was möglich ist

Doch auch vonseiten des Verbands wird an Lösungen gearbeitet. Unternehmer – die sich bislang nicht mit Wärmepumpen beschäftigt haben – können etwa im Hinblick auf die höheren Planungsanforderungen gegenüber klassischen Heizungen eine zusätzliche Qualifikation für Wärmepumpen erwerben. Müller-Oehring ergänzt: "Das Schulungskonzept 'Fit für Wärmepumpe' bietet die SHK-Fachorganisation bundesweit an." Spezialisierungen für den Einbau von neuen Wärmepumpen sind in der Regel nicht erforderlich.

"Je nach Größe der Anlage und Art und Menge des eingesetzten Kältemittels kann aber eine zusätzliche Sachkundebescheinigung nach Chemikalien-Klimaschutzverordnung erforderlich sein." Dies gelte aber nur, wenn auch in den Kältemittelkreislauf der Wärmepumpe eingegriffen werde. Was für Kältemittel bei Wärmepumpen eingesetzt werden, berichten wir in einem separaten Beitrag. Ein Kältemittel steht etwa seit einiger Zeit in der Kritik – und wird als explosiv eingestuft.