Berlin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Warnung vor der Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus zurückgenommen. Die WHO-Experten hatten Studien und Ärzte konsultiert und seien zu dem Schluss gekommen, dass es über die bekannten Nebenwirkungen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen hinaus keine Hinweise auf negative Ibuprofen-Konsequenzen bei Covid-19-Patienten gebe.
„Auf der Basis der heute vorhandenen Informationen rät die WHO nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab“, teilte die WHO mit. Das hatte sie am Dienstag noch getan, und statt Ibuprofen Paracetamol empfohlen.
Am Mittwoch noch riet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei Verdacht auf Infektion mit Sars-CoV-2 vor einer Einnahme ab. Wie kam es dazu?
Die unbefriedigende Antwort: lautete schon zuvor auf die Frage der Schädlichkeit: „Man weiß es nicht“, sagt der Pharmazeut Professor Martin Smollich vom Uniklinikum Schleswig-Holstein. „Es gibt keine klinischen Daten, die in diesem Zusammenhang besagen: Ibuprofen ist gefährlich oder eben nicht.“
Ibuprofen: WHO nimmt Warnung wieder zurück
Aus Tierversuchen wisse man zwar, dass Ibuprofen das Enzym ACE2 hochreguliere. Dieses Enzym braucht das Virus Sars-CoV-2, um in die Wirtszelle einzudringen. Ibuprofen könnte dem Erreger den Eintritt in die Zelle also erleichtern und so seine Vermehrung beschleunigen. „Aber für den Menschen gibt es bislang keine Daten.“
Auch die WHO räumt ein, dass es keine Studie gibt, aus der ein Zusammenhang von Ibuprofen mit einer erhöhten Sterblichkeit bei Covid-19 hervorgeht. Experten prüften derzeit die Lage. Dennoch rät die WHO im Verdachtsfall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus eher zu Paracetamol – es sei denn, der ärztliche Rat laute anders.
Europäische Arzneimittelagentur rät nicht von Anwendung ab
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA riet schon vorher nicht von einer Anwendung ab. Bei der Behandlung von Covid-19 sollten Mediziner laut EMA alle möglichen Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen – inklusive Paracetamol und sogenannter nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAID), zu denen auch Ibuprofen gehört. NSAID sollten jedoch so kurz und so niedrig dosiert wie möglich angewendet werden, so die EMA.
Ob es der Rat der WHO war oder die allgemeine Angst: Der Hinweis auf die Alternative Paracetamol schien bei den Menschen angekommen zu sein. Wer am Mittwochmorgen zum Beispiel auf die Seite der Online-Apotheke MacMorris geht und Paracetamol anklickt, genauer: die 500-mg-Packung mit 20 Tabletten, erhält die Auskunft: „vorübergehend nicht verfügbar.“ Aponeo beschränkt die Lieferung auf drei Packungen Paracetamol, der Apo-Discounter und die Deutsche Online-Apotheke auf vier, Aliva auf fünf.
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