Kommentar

Nach 41 Jahren Verlobungszeit geht es jetzt an die intensiveren Hochzeitsvorbereitungen. Ein Termin für das Jawort steht allerdings noch nicht fest. So kann man die Entscheidung der EU-Kommission zur Türkei-Frage umschreiben.

Die Empfehlung des Brüsseler Gremiums, mit der Türkei Verhandlungen zum EU-Beitritt aufzunehmen, kommt nicht überraschend und konnte nach der langen Vorgeschichte auch nur positiv ausfallen. Aber die Worte sind vorsichtig gewählt. Bedingungen werden gestellt, die klarmachen, daß ein Land von der Größe der Türkei und mit den damit verbundenen Problemen ein anderes Kaliber ist als die neuen EU-Mitglieder Slowenien oder Malta.

Aus geostrategischen Gründen ist die türkische EU-Mitgliedschaft wünschenswert, das Land als Brückenstaat in den Nahen und Mittleren Osten und als Vorbild für die islamische Welt. Aber Ankara muß seine Schularbeiten machen, darf im Reformeifer nicht nachlassen und sollte Veränderungen auf dem Papier auch in die Praxis umsetzen. Nur eine moderne, demokratische und weltoffene Türkei wird einen Platz in der EU bekommen. Ankara ist am Zug.