Die Kanzlerin sagt, sie verstehe die Kritik an der engen Verflechtung von Wirtschaft und Politik. „Aber ich glaube, die Distanz ist durchaus gewahrt.“

Berlin. Networking – das war ihr Anliegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Kritik an einem von ihr ausgerichteten Essen zum 60. Geburtstag von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zurückgewiesen. Das Ziel des Abendessens im Kanzleramt seien Gespräche zwischen Wirtschaft, Kultur, Bildung und Forschung gewesen, sagte Merkel dem Sender N24. „Ich bin jemand, der immer versucht auch Gruppen, die normalerweise nicht zusammenkommen, zusammenzubringen und dazu gab es eben ein solches Abendessen“, sagte Merkel.

Sie verstehe, dass viele Menschen eine zu enge Verflechtung von Wirtschaft und Politik befürchteten und könne die Nachfragen daher verstehen. „Aber ich glaube, die Distanz ist durchaus gewahrt“, sagte die Kanzlerin. Dies zeige sich auch in mancher kritischen Äußerung, die sie zu Ackermann mache. Am Nachmittag wollte sich der Haushaltsausschuss des Bundestages mit dem Essen befassen. Politiker von SPD und Grünen hatten die Einladung Merkels an Ackermann kritisiert, der in einem Interview von „einem wunderschönen Abend“ gesprochen hatte. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Otto Fricke, will in der Sitzung klären, wie die Praxis im Kanzleramt bei solchen Fällen generell aussieht.

Vize-Regierungssprecher Klaus Vater sagte, die Kanzlerin habe schon öfter derartige Abendessen ausgerichtet. Daran sei nichts Anstößiges. „Es ist kein Ackermann-Schulfreude-Essen gewesen“, sagte er. Der Deutsche-Bank-Chef sei nach Personen gefragt worden, die seiner Ansicht nach den Abend bereichern könnten und Ackermann habe einige Persönlichkeiten genannt. Diese Vorgehensweise wähle die Kanzlerin oft bei derartigen Anlässen.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück nannte die Diskussion um das Abendessen „kleinkariert“. Die Kanzlerin dürfe einladen, wen sie möchte, sagte der SPD-Vize in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Ich habe den Eindruck, dass wir im Moment versuchen, sehr moralinsauer sehr kleine Karos aufzuplustern.“ So etwas gehöre nicht in den Wahlkampf und werde seiner Partei auch nicht nützen. Die Menschen wollten eine inhaltliche Auseinandersetzung.