Konzernchef bleibt bis 2013. Er will für Stabilität in der Krise sorgen. SPD kritisiert Renditeziel von 25 Prozent.

Frankfurt/Hamburg

v.m./HA

Josef Ackermann hat - wieder einmal - alle überrascht, diesmal sogar doppelt. Zunächst mit einer ganz persönlichen Entscheidung: Der Schweizer (61) bleibt bis 2013 Chef der Deutschen Bank und damit drei Jahre länger als vorgesehen. Noch vor wenigen Wochen hatte er bekräftigt, eine Verlängerung über 2010 hinaus werde es ganz bestimmt nicht geben. Dies schien so sicher, dass sich Wirtschaftsmagazine schon auf die Suche nach dem wahrscheinlichsten Nachfolger begaben und dessen dringlichsten Aufgaben diskutierten.

"Es war wirklich meine feste Lebensplanung 2010 zurückzutreten wie geplant", betonte der Top-Banker gestern bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Quartal 2009. "Der Wunsch des Aufsichtsrats und vieler Mitarbeiter haben dazu geführt, dass ich sage, ich sehe mich in der Pflicht und stelle meine persönliche Lebensplanung zurück." Ackermann will damit für Stabilität in einem schwierigen Umfeld sorgen: "Damit die Deutsche Bank in der jetzigen Situation maximal profitieren kann, müssen wir uns jetzt voll auf die Kunden konzentrieren und jede Spekulation um die zukünftige Führung der Bank vermeiden." Der Konzern habe seit vielen Jahren ein unverändertes Team und dies sei ein Vorteil.

Überraschen konnte Ackermann aber auch mit dem Quartalsergebnis: Nach einem Verlust von 4,8 Milliarden Euro im Schlussquartal 2008 erzielte der deutsche Branchenprimus in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro und schnitt damit deutlich besser ab als von Analysten erwartet. Zwar müsse das Institut wegen der Rezession mit anhaltenden Schwierigkeiten in Form von Kreditausfällen rechnen. Die Bank werde aber nicht nur in der aktuellen Krise bestehen, sondern mittelfristig stärker als zuvor daraus hervorgehen, sagte Ackermann. In Deutschland soll es auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Bis Ende März ist die Mitarbeiterzahl im Inland sogar noch leicht auf mehr als 28 000 gestiegen.

Außerdem hat die Deutsche Bank im ersten Quartal auch wieder Ackermanns Erfolgsmesslatte einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern übersprungen - und wurde damit gleich wieder zur Zielscheibe für Kritik. Die Verlängerung des Vertrages von Ackermann sei ein "schlimmes Signal", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß. Ackermanns Beharren auf der "völlig überzogenen" Zielmarke sei ein Skandal. Die "irrwitzigen" Renditevorgaben der Banken seien eine zentrale Ursache dafür gewesen, dass die Branche "unverantwortliche Risiken" eingegangen sei. Dies konterte der Deutsche-Bank-Chef mit der Bemerkung, 25 Prozent Rendite seien durchaus auch ohne hohe Risiken zu erreichen. Nur eine gute Ertragslage erlaube es, Arbeitsplätze zu sichern.

Ackermann bewies gestern aber auch, dass er gelernt hat, etwas lockerer mit Kritik umzugehen: "Es werden sich sicher viele freuen, dass ich noch vier Jahre bleibe. Dann haben sie jemanden, den sie angreifen können."