Arbeitslose können sich auf ihre Angehörigen verlassen, Geringverdiener auf den Staat. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Doch das kann sich schnell ändern, warnen Experten.

Berlin. Drei von vier Deutschen spüren die schwere Wirtschaftskrise noch nicht unmittelbar. Nach einer Allensbach-Untersuchung zu den Lebensbedingungen von Familien in Deutschland sei ist es Wirtschaft und Politik gelungen, die Bevölkerung weitgehend gegen die Krise abzuschotten. Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher warnte aber: Das könne sich im Frühjahr 2010 ändern, wenn die Krise auf den Arbeitsmarkt durchschlage. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte: „Die Grundmelodie in der Gesellschaft ist: Auf die Familie ist in guten und schlechten Zeiten Verlass.“

37 Prozent der Beschäftigten gaben bei der Umfrage an, dass sie von der Krise betroffen sind. 49 spüren keine Auswirkungen. Männer sind stärker betroffen als Frauen, weil sie öfter in krisenanfälligen Berufen wie Maschinenbau und Autoindustrie arbeiten. Die direkte Krisen-Betroffenheit ist laut Köcher seit April sogar leicht rückläufig. Das Bild könne sich aber rasch ändern, sollten die Betriebe nach der Kurzarbeit-Zeit verstärkt zu Entlassungen greifen. Vor dem Hintergrund der Krise wächst die Bedeutung der Familien und damit auch der Familienpolitik. 60 Prozent der Bevölkerung sind überzeugt, dass sie bei lange andauernder Krise auf die finanzielle Unterstützung der Familie setzen können. Ganz oben auf der Forderungsskala an die Familienpolitiker steht eine stärkere Förderung von Familien mit Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen, von Alleinerziehenden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das auf Initiative von der Leyens eingeführte Elterngeld ist inzwischen gesellschaftlich voll akzeptiert. 77 Prozent der Befragten finden es gut. 61 Prozent klagen aber weiter über Zeitmangel für die Familie. Hier muss nach Ansicht von der Leyens auch die Familienpolitik in der nächsten Legislaturperiode ansetzen. Zentral ist für sie das Angebot eines Teilelterngeldes, um den Bezug dieser Lohnersatzleistung bei der Geburt eines Kindes flexibler einsetzen zu können. Auch der Kinderzuschlag für Familien mit geringem Einkommen muss laut von der Leyen ausgebaut werden.

Derweil hat Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) einigen Bundesländern einen schleppenden Ausbau der Krippenplätze vorgeworfen. Er forderte Familienministerin von der Leyen (CDU) auf, den Druck auf diese Länder zu erhöhen. Kritik übte Steinbrück insbesondere an Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die jeweils von CDU und FDP regiert werden. Von der Leyen sagte dagegen, das Ausbauprogramm komme jetzt in Fahrt. Von 750 Millionen Euro, die 2008 und 2009 vom Bund zur Verfügung gestellt würden, seien von den Ländern inzwischen 520 Millionen Euro bewilligt worden. Auch von der Leyen hatte zuvor den zunächst zögerlichen Mittelabfluss kritisiert.