Erneut ist in Afghanistan ein Einsatzteam beschossen worden. Bislang gibt es keine Angaben zu Opfern, aber ausländische Truppen gelten zunehmend als Besatzer.

Berlin/Kabul. Im nordafghanischen Kundus ist erneut eine Patrouille der Bundeswehr aus einem Hinterhalt angegriffen worden. Deutsche Soldaten seien nicht verletzt worden, teilte die Bundeswehr auf ihrer Homepage mit. Angaben zu möglichen anderen Opfern wurden nicht gemacht.

Die Patrouille sei am Dienstag gegen 12.30 Uhr Ortszeit (10 Uhr MESZ) rund 15 Kilometer westlich von Kundus Stadt mit Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen angegriffen worden, hieß es. Die Soldaten hätten das Feuer aus ihren Bordwaffen erwidert und die Attacke abgewehrt. Die Lage in der Region Kundus hat sich in den vergangenen Monaten verschärft. Angriffe auf die Bundeswehr häufen sich. Am 23. Juni starben drei Soldaten im Zuge eines Gefechts mit Aufständischen.

Beim Absturz eines Hubschraubers im Süden Afghanistans sind mindestens sieben Menschen getötet worden. Der von der Nato-geführten internationalen Truppe gecharterte Helikopter sei im Bezirk Sangin der Provinz Helmand abgestürzt, sagte ein Behördenvertreter. Bei den Todesopfern handle es sich um Zivilpersonen, teilte ein Militärsprecher mit. Die im Süden Afghanistans kämpfenden Truppen sind für Nachschublieferungen auf Hubschrauber angewiesen. Weil zu wenig Militärhelikopter zur Verfügung stehen, werden häufig Hubschrauber von Privatunternehmen angemietet.

Unterdessen wurden ebenfalls in Helmand zwei US-Soldaten getötet. Wie eine US-Militärsprecherin mitteilte, kamen die beiden Marineinfanteristen bei einer „Feindhandlung“ ums Leben. In der Gegend kämpfen rund 4000 amerikanische Soldaten gegen die Taliban. Es ist die größte US-Militäroffensive in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001.

Die radikal-islamischen Taliban gewinnen in Afghanistan zunehmend auch außerhalb ihrer traditionellen paschtunischen Bevölkerungsgruppe an Einfluss. „Gewaltiger wachsender Ärger über das Verhalten der ausländischen Truppen hat bereits zur Annäherung von Gruppen geführt, die früher das internationale Engagement in Afghanistan unterstützt haben“, heißt es in einer Untersuchung des „Afghan Analysts Network“. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dann „hat der Aufstand das Potenzial, sich über ethnische Grenzen und religiöse Differenzen hinweg zu einer noch breiteren afghanisch-nationalistischen Bewegung zu entwickeln“.

Neben dem zunehmenden Eindruck einer „Besatzung“ durch ausländische Soldaten trügen auch andere Faktoren dazu bei, dass Nicht-Paschtunen sich zu den Taliban hingezogen fühlten, schreibt der Autor der Studie, der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. Er zählt dazu unter anderem anti-westliche Gefühle und einen Anstieg der internationalen muslimischen Solidarität.

Es sei unwahrscheinlich, dass der Aufstand mit einer vornehmlich militärischen Strategie niedergeschlagen werden, die Gewalt beendet und Afghanistan stabilisiert werden könne. Ruttig ruft zu einer langfristigen „Versöhnungs-Strategie“ mit den verschiedenen Aufständischen-Gruppen auf, die deutlich über Gespräche hinausgeht.