Union will Energiewende beschleunigen. Mappus und Brüderle geben Parteiämter auf

Hamburg/Berlin. Nach der schweren Wahlniederlage in Baden-Württemberg und dem Triumph der Grünen mehren sich in der Union Forderungen, den Ausstieg aus der Atomenergie zu forcieren.

"Wir sollten schneller auf die Kernenergie verzichten, als das bislang geplant war", fordert Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) im Abendblatt-Interview. Die Zukunft gehöre "ganz besonders der Offshore-Windenergie". Sie sei "die Jahrhundertchance für die deutsche Nordseeküste: von Emden über Brake, Bremerhaven, Cuxhaven bis Husum". Das Energiekonzept der Bundesregierung solle "in Teilen überarbeitet und auf eine breitere Grundlage gestellt werden". Neben den Atommeilern sollten auch End- und Zwischenlager einer zusätzlichen Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden.

Auch CSU-Chef Horst Seehofer forderte eine "Energiewende". Sie müsse in diesen Wochen "auf die Beine gestellt" und bis zum Jahr 2020 möglichst weit umgesetzt werden. SPD-Chef Sigmar Gabriel verlangte, im Jahr 2020 müsse in Deutschland der letzte Reaktor abgeschaltet werden.

Unterdessen gab es erste personelle Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden von CDU und FDP im Südwesten. Der noch amtierende baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus trat als Vorsitzender der Landes-CDU zurück. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gab den Landesvorsitz seiner Partei in Rheinland-Pfalz ab, die dort an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war. Über weitere personelle Konsequenzen werde die FDP erst im April beraten, sagte Parteichef Guido Westerwelle.

Das CDU-Präsidium stellte sich gestern demonstrativ hinter Kanzlerin Angela Merkel. Die Parteichefin sagte nach einer Sitzung des Gremiums: "Natürlich sind die allermeisten bei uns Befürworter der friedlichen Nutzung der Kernenergie." Sie habe selbst dazugehört. "Aber für mich ist Japan ein einschneidendes Ereignis." Bis Juni werde man Konsequenzen ziehen. Das Energiekonzept werde verändert werden. "Jetzt geht es darum, zu zeigen, dass man schneller aus der Kernenergie rauskann", sagte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU).