Letzter Platz in einer Rangliste für die Zuwanderer vom Bosporus. Türken finden Deutsche angenehm. Doch es gibt Deutschenfeindlichkeit.

München. Türken sind einer Umfrage zufolge bei deutschen Jugendlichen sehr unbeliebt. „Die Türken wünschen sich mehr Kontakt zu den Deutschen, aber die Deutschen zeigen ihnen die kalte Schulter“, sagte Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der „Süddeutschen Zeitung“.

In einer Umfrage seines Instituts sagten nur 9,2 Prozent der teilnehmenden deutschen Jugendlichen, sie fänden türkische Nachbarn „sehr angenehm“. Dagegen äußerten sich 38 Prozent ablehnend. Damit rangierten Türken hinter Schweden, Italienern, Schwarzafrikanern, Juden und Osteuropäern auf dem letzten Rang. Unter den befragten türkischen Jugendlichen sagten dagegen 40,9 Prozent, sie fänden deutsche Nachbarn „sehr angenehm“, und weitere 16,3 Prozent fänden sie „angenehm“. Neun Prozent lehnten deutsche Nachbarn ab.

Das Institut hat allerdings auch Hinweise auf „Deutschenfeindlichkeit“ bei türkischen Jugendlichen. Unter vom Institut befragten nichtdeutschen Jugendlichen in Westdeutschland sagte fast ein Viertel (23,7 Prozent), sie hätten schon einmal einen Deutschen beschimpft; 4,7 Prozent sagten, sie hätten schon einmal absichtlich einen Deutschen geschlagen und 2,1 Prozent räumten ein, ein von Deutschen bewohntes Haus beschädigt zu haben.

Dabei sieht das Institut aber einen Zusammenhang zu eigener Erfahrung von Fremdenfeindlichkeit: 41,4 Prozent der Jugendlichen, die selbst schon mindestens einen Übergriff erlebt hatten, räumten ein „deutschfeindliches Delikt“ ein; von denen ohne „Opfererfahrung“ waren es 14,2 Prozent.

Unter den verschiedenen Migrantengruppen gäben die türkischen und die ehemals jugoslawischen Migranten am häufigsten deutschfeindliche Übergriffe zu. „Sie beschimpfen und schlagen einheimische Deutsche überdurchschnittlich häufig, ebenso wie sie auch deren Häuser häufiger beschädigen“, heißt es in der Studie.

Die Sorge des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) um die Zuwanderung aus der Türkei und arabischen Staaten lässt sich statistisch kaum begründen. Deutschland ist inzwischen ein Auswanderungsland. 2008 wanderten erstmals mehr Menschen aus als ein. Wie die Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen, setzt sich dieser Trend fort.

Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, zogen 721.000 Menschen 2009 nach Deutschland. Gleichzeitig verließen aber 734.000 Personen die Bundesrepublik wieder. Wie die Statistik zeigt, kommen die meisten Zuwanderer nicht aus muslimischen Ländern. Mit 123.000 Zuzügen gab es im vergangenen Jahr den größten Bevölkerungsaustausch mit Polen. Zweitwichtigstes Herkunftsland ist Rumänien mit 56.000 Zuzügen, gefolgt von den USA (30.000), der Türkei (30.000) und Bulgarien (29.000).

Während bis 2005 jedes Jahr mehr Menschen aus der Türkei nach Deutschland zogen als in die umgekehrte Richtung abwanderten, kehrte sich auch dieser Trend vor vier Jahren um. Seitdem ziehen mehr Menschen in die Türkei, als aus dem Land nach Deutschland kommen. So kamen 2009 zwar 30.000 Türken nach Deutschland, aber 40.000 in der Bundesrepublik lebende Türken zogen gleichzeitig wieder in ihre Heimat zurück.