Dies sei der Durchschnitt der in den vergangenen Jahren in Deutschland gerichtlich festgesetzten Schmerzensgelder für Schäden der Seele.

Berlin. Die Missbrauchsopfer an Jesuiten-Schulen in Deutschland haben von der katholischen Kirche Entschädigungszahlungen in Höhe von 82.373 Euro pro Kopf gefordert. Dies sei der Durchschnitt der in den vergangenen Jahren in Deutschland und Österreich durch Gerichte festgesetzten Schmerzensgelder für Schäden der Seele, sagte der Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, nach einem Gespräch mit Jesuiten-Vertretern am Sonnabend in Berlin. Das Angebot des Jesuitenordens von einer Pauschale von 5.000 Euro wies er als „zynisch“ und „unannehmbaren Vorschlag“ zurück. Der Sprecher der deutschen Ordensprovinz, Thomas Busch, wollte die Forderungen der Missbrauchs-Opfer am Sonntag nicht kommentieren. Er kündigte interne Beratungen für Montag an.

„Jede Summe rechnet den Schaden nicht auf“, sagte Katsch: „Es geht uns um einen angemessenen Ausgleich für das Leid.“ Vor der am Montag in Fulda beginnenden katholischen Deutschen Bischofskonferenz forderte er zudem die Bischöfe auf, sich mit den Missbrauchsopfern in Fulda zusammenzusetzen. „Ausweichtaktiken wollen wir den Bischöfen nicht mehr durchgehen lassen“, sagte Katsch.

Die Betroffenen-Initiative sprach der von den Jesuiten eingesetzten Missbrauchsbeauftragten Ursula Raue erneut ihr Misstrauen aus. Sie schlug stattdessen die frühere Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) vor. Demgegenüber erklärte Jesuiten-Sprecher Busch, der Orden habe eine Missbrauchsbeauftragte. „Es ist nicht Usus, dass sich Organisation von dritter oder vierter Seite für so eine wichtige Aufgabe einsetzen.“

An den Gesprächen des „Eckigen Tisches“ nahmen den Angaben der Opfervertreter zufolge der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Stefan Kiechle, der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, sowie der Direktor des Kollegs St. Blasien, Johannes Siebner, teil. Eingeladen sei auch der Rektor des Aloisius-Kollegs in Bonn-Bad Godesberg, Ulrich Rabe, gewesen. Dieser sei jedoch zu dem Treffen nicht gekommen.

Nach Angaben von Katsch haben sich inzwischen 210 ehemalige Schüler beim Orden als Opfer sexueller Gewalt gemeldet. Seit Jahresbeginn waren zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs in kirchlichen und anderen Einrichtungen bekanntgeworden. Mit angestoßen hatte die Untersuchungen der Leiter des von Jesuiten betriebenen Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes.