Erster Auftritt als Staatsoberhaupt führt Joachim Gauck zum 800. Geburtstag des Thomanerchors

Leipzig. Sein erster öffentlicher Auftritt nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten ließ Joachim Gauck gestern über das ganze Gesicht strahlen. Vor der Thomaskirche hatten sich mehrere Hundert Menschen versammelt, um ihr neues Staatsoberhaupt zu begrüßen. Gauck hatte sich in der sächsischen Stadt angesagt, um am Festakt zum 800. Geburtstag des weltberühmten Leipziger Thomanerchors teilzunehmen.

Die Sympathie, die ihm entgegenschlug, schien dem 72-Jährigen zu gefallen. "Guten Tag, Leipzig", rief er und winkte den Schaulustigen zu. Am Fuße des Bach-Denkmals vor der Thomaskirche ließ er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt ablichten. "Wir wissen, welche Ehre es ist, dass noch vor der Vereidigung und nach der Wahl der erste Weg nach Leipzig führt", sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte mit Blick auf den herzlichen Empfang: "Die Menschen wünschen Ihnen Gottes Segen und eine glückliche Hand."

Während in der Thomaskirche der Festakt mit 1800 Gästen gefeiert wurde, harrten etliche vor dem Gotteshaus aus. Dort wurde die Veranstaltung per Lautsprecher übertragen. "Ich bin ein großer Fan von Gauck. Das ist ein integerer Mann, und so einen braucht Deutschland nach Wulff. Ich denke auch, dass Gauck Ost- und Westdeutschland noch näher zusammenrücken wird", sagte die 71-jährige Ulrike Herlod aus Wiesbaden. Sie war mit ihrem Mann extra wegen der Jubiläumsfeiern nach Leipzig gereist. "Mein Mann war Thomaner. Er hat 1959 sein Abitur in Leipzig gemacht."

Trotz aller Freundlichkeit und Offenheit, die der frühere Pfarrer und Chef der Stasi-Unterlagenbehörde ausstrahlte - ein richtiges Bad in der Menge gab es nicht. Stattdessen ein paar kurze Worte: Es sei sehr bewegend gewesen und er sei dankbar dafür, dass dies sein erster Termin war. Einem stadtbekannten Original schließlich schrieb Gauck rasch sein Autogramm in ein Buch mit Zeitungsartikeln über seine Auftritte in Leipzig. Und dann ging es zurück.

Für Gauck steht in den kommenden Tagen eine Reihe von Terminen an, die er teils von seinem Vorgänger Christian Wulff übernimmt. Am Freitag wird er zur Vereidigung seine erste große Rede halten.

Mit Material von dpa