Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder hat sein eigenes Konzept zur Gesundheitspolitik vorgestellt. Ein Porträt.

Berlin. In Bayern wird Markus Söder als "selbst ernannter Thronfolger" gehandelt. Darin schwingt eine Portion Spott mit, aber auch Respekt vor einem, der weiß, was er will. Allerdings muss man auch diesseits des Weißwurstäquators keine große politische Leuchte sein, um zu erkennen, dass Söder noch Großes mit sich vorhat. Der einstige Landeschef der Jungen Union, der ehemalige CSU-Generalsekretär und Ex-Europaminister, der nun das Amt des Gesundheitsministers bekleidet. Allerdings nur in Bayern.

Was dem promovierten Juristen erkennbar nicht reicht. Weshalb er den FDP-Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler aufs Korn genommen hat. Dem erteilt Söder seit Monaten unerbetene Ratschläge. Immer nach dem Motto, die von Rösler geplante Gesundheitsreform müsse "an die Realitäten" angepasst werden. Die Berliner CSU-Kollegen sprechen inzwischen gereizt-genervt vom "Störfeuer aus München" und haben sich in ihrer kalten Wut sogar schon dazu hinreißen lassen, Söder als "nicht zuständigen Minister aus dem Süden des Landes" zu bezeichnen.

An dem Maurersohn aus Nürnberg perlt das ab. Denn natürlich macht Söder das alles nicht ohne das Plazet von CSU-Chef Horst Seehofer. Dem die FDP ein Dorn im Auge ist. Nicht nur in Berlin, sondern auch daheim in Bayern, wo die CSU seit Oktober 2008 notgedrungen gemeinsam mit den Liberalen regiert. Und die man dort gerne wieder los wäre, weil das jahrzehntelange Alleinherrschen viel mehr Spaß gemacht hat.

Allen, die links von der CSU stehen, gilt Söder als Populist, seit er die Debatte um eine bessere Integration der Ausländer mit dem Vorschlag befeuert hat, in Bayerns Schulen vor der ersten Stunde die Nationalhymne singen zu lassen. Seit er erklärt hat, in bayerische Schulen gehörten "Kruzifixe und keine Kopftücher". Er selbst betrachtet sich eher als Wertkonservativen, der deutsche Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Pünktlichkeit und Disziplin hochhält und sich um die Gewässer in seiner Heimat sorgt.

Wenn Markus Söder in die Zukunft schaut, dann sieht er sich vermutlich schon selbst in der Staatskanzlei sitzen. In diesem prachtvollen Glaspalast an der Ostseite des Münchner Hofgartens. Politik, hat er neulich gesagt, sei wie das Surfen vor Hawaii: "Man weiß nie, ob von hinten eine Welle kommt."

Markus Söder ist gerade 43 Jahre alt geworden. Er hat also noch Zeit zu warten. Und sich mit seiner Sorge zu beschäftigen, ob die große Welle am Ende vielleicht einen ganz anderen nach oben trägt. Zum Beispiel den vier Jahre jüngeren und bundesweit beliebten Karl-Theodor zu Guttenberg, der es bereits an den Kabinettstisch von Angela Merkel geschafft hat.

In München heißt es, Markus Söder arbeite jetzt daran, Georg Schmid zu beerben, den etwas farblosen Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion. Dort hielte man Söders Wahl zum Fraktionschef für eine Vorentscheidung für die Seehofer-Nachfolge.