Die Asse gilt als marode. Umweltminister Röttgen will das Atommüllager nun räumen lassen. Zeitgleich verhandelt er über Laufzeitverlängerungen.

Hannover. Die Abfälle aus dem maroden Atommülllager Asse sollen nach dem Willen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) möglichst aus der Schachtanlage zurückgeholt und an einem anderen Ort endgelagert werden. „Nach jetzigem Erkenntnisstand und im Hinblick auf die Langzeitsicherheit erscheint die vollständige Rückholung als die bevorzugte Variante für die Stilllegung Asse“, sagte Röttgen der „Braunschweiger Zeitung“.

Vor einer endgültigen Entscheidung über die Rückholung müssten aber zunächst „einige Einlagerungskammern geöffnet und probeweise Abfallgebinde untersucht werden“. Bisher seien die Kenntnisse zum Zustand der Abfälle laut Röttgen mangelhaft, dies erschwere eine klare Entscheidung zu einer Stilllegungsoption. Außerdem fehle noch ein umfassende Notfallkonzept.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will das einsturzgefährdete Atommülllager hingegen so schnell wie möglich räumen lassen. Die rund 126.000 Fässer sollten im Schacht Konrad in Salzgitter untergebracht werden, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf ein Gutachten der BfS. Die Rückholung des Mülls stelle die "einzige sicher umsetzbare" Alternative da. Der Zeitaufwand dürfte etwa zehn Jahre betragen. Zu den Kosten würden in dem Gutachten keine Angaben gemacht, berichtete die Zeitung weiter. Andere Gutachter gingen von mehr als 2,5 Milliarden Euro in acht Jahren aus. Das BfS will das Gutachten noch heute offizielle vorstellen.

Röttgen führt unterdessen erste Gespräche mit den Energieversorgern (EVU) zur Verlängerung der Atomlaufzeiten geführt. „Erste Gespräche zwischen dem Minister und den Vorsitzenden der einzelnen EVU haben Anfang Januar begonnen“, sagte Röttgens Sprecherin der „Financial Times Deutschland“. Über den Inhalt der informellen Treffen sei zwischen den Gesprächspartnern Stillschweigen vereinbart worden. Röttgen war von Wirtschaftspolitikern in der Union dafür kritisiert worden, die Atombranche zu lange warten zu lassen, obwohl bereits im Frühjahr mit Neckarwestheim der erste Meiler abgeschaltet werden müsse. Im Januar soll ein offizielles Gespräch zwischen Energiekonzernen und Bundesregierung im Kanzleramt stattfinden. Die informellen Einzelgespräche zwischen Röttgen und den Konzernchefs sind davon unabhängig.