“Ein ,Weiter so' darf es nicht geben.“ CSU-Chef Huber in Not. Beckstein will Koalition bilden.

München/Berlin. Schwarzer Sonntag für die CSU: Rund 17 Prozentpunkte abgerutscht, die absolute Mehrheit verloren, Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber schwer angeschlagen - ein politisches Erdbeben erschüttert Bayern. Erstmals seit 46 Jahren ist die CSU wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen.

Der Absturz ein Jahr nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Edmund Stoiber nährte gestern Abend die Gerüchte, dass Verbraucherschutzminister Horst Seehofer Nachfolger von Huber werden wird. Seehofer sagte gestern: "Ich habe in der Politik noch nie so einen bitteren Tag erlebt wie heute. Nur wenn wir die richtigen Konsequenzen daraus ziehen, haben wir die Chance, das Vertrauen wieder zurückzugewinnen." Ein "Weiter so" dürfe es nicht geben. Schon heute sollen die Vorstandsgremien der CSU über die Folgen der verlorenen Landtagswahl beraten.

Beckstein beharrte trotz der historischen Stimmenverluste auf seinem Führungsanspruch: "Ich stehe für eine Koalitionsregierung zur Verfügung." Er werde mit der FDP, aber auch mit SPD und den Freien Wählern reden. FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil bot der CSU unmittelbar nach der Wahl Gespräche an.

SPD-Spitzenkandidat Franz Maget will dagegen eine Vierer-Koalition auf die Beine stellen: "Es gibt die Möglichkeit, in Bayern eine Regierung ohne die CSU zu bilden. Ich werde alle anderen Parteien zu Gesprächen einladen."

Größter Stimmengewinner sind die bürgerlichen Freien Wähler (FW), die erstmals in den Landtag einziehen, und die FDP. Die Liberalen schafften nach 14 Jahren Abstinenz mühelos den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Linke verpasste nach letzten Hochrechnungen diese Hürde.

Der SPD-Kanzlerkandidat, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sagte: "Bayern gehört nicht mehr einer Partei." Für die CDU nannte der Parteivize und niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff das Ergebnis "sehr schmerzlich". Das habe er nicht erwartet.