Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf. Greenpeace konnte keine erhöhte Strahlung feststellen. Jeden Tag 1,68 Millionen Euro Verlust.

Geesthacht. Tag 1 nach dem Großbrand am Kernkraftwerk Krümmel. Das Feuer heizte nicht nur den Rettern auch 24 Stunden nach Brandausbruch noch ordentlich ein, sondern auch die Diskussion über die weitere Nutzung der Kernenergie oder deren Ende an. Dabei geht es in Krümmel zurzeit nur darum, die Folgen des Feuers zu beseitigen und die Anlage wieder zum Laufen zu bringen, obwohl die Feuerwehr mit einer Löschgruppe weiter im Einsatz ist.

"Wir haben noch einen zweiten Transformator, der vom Brand nicht betroffen ist. Den überprüfen wir jetzt und wollen darüber so bald wie möglich wieder Strom ins Netz einspeisen", sagte am Freitag Ivo Banek, der Sprecher des Energiekonzerns Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH. Wann das so weit sein wird, steht noch nicht fest. In der Zwischenzeit muss Vattenfall pro Tag einen Verlust von rund 1,68 Millionen Euro durch den Stillstand verkraften.

Mittlerweile hat die Lübecker Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Ein normaler Vorgang, da die Brandursache offiziell unklar ist. Allerdings gehen die Experten von Vattenfall bisher davon aus, dass der Defekt im Krümmeler Trafo durch Netzschwankungen über eine zwei Stunden vor dem Zwischenfall erfolgte Notabschaltung des Reaktors in Brunsbüttel ausgelöst wurde. "Da gab es wohl einen Lichtbogen, einen gewaltigen Funken, der das Transformatoröl in Brand gesetzt hatte", so Banek. Immerhin 70 Tonnen des Öls sollten den Trafo eigentlich kühlen. Am Donnerstag gegen 15.10 Uhr brannte es schließlich, eine mehr als 100 Meter hohe Rauchwolke stieg auf.

Aus der Nähe zeigt sich, wie heftig das Feuer gewütet hatte. Der Beton ist schwarz vom Ruß, dicke Stahlträger sind unter der extremen Hitze verbogen, der Boden ist glitschig vom Löschschaum. 700 Grad ist die Anlage noch immer heiß. Weißer Dampf steigt auf, Feuerwehrleute kühlen den Trafo permanent mit Wasser. "Das wird sicher auch noch einige Zeit dauern", erklärte Geesthachts Feuerwehrchef Hugo Heitmann. Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht eilt derweil von einer Besprechung zur nächsten, sein Pressesprecher Banek gibt Dutzende Interviews. Fernsehsender senden live von der Wiese hinter dem Kraftwerk in die ganze Welt, während es im Hintergrund jenseits des Sicherheitszaunes noch dampft und zischt.

Knapp 1000 Grad, schätzt Heitmann, wird das Feuer am Donnerstag heiß gewesen sein. "Für uns war es kein alltäglicher Einsatz, weil es eine große Nummer war, aber für niemanden bestand eine Gefahr. Wir hatten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Kraftwerkes jederzeit alles unter Kontrolle", sagte er Freitag. Dem Argument der Umweltschutzorganisation Greenpeace, das Feuer hätte sich über Kabel vom Trafo vor dem Maschinenhaus bis in den Reaktor ausbreiten können, erteilten sowohl Heitmann wie auch Banek eine Absage. "Da gibt es keinerlei Verbindungen", stellte Banek klar. "Daher bestand auch keine Gefahr, dass Strahlung frei werden könnte", so der Pressesprecher. Greenpeace-Mann Thomas Breuer war sogar mit einem Geigerzähler in Krümmel angerückt - erhöhte Strahlung stellte er allerdings nicht fest.

Über das Wochenende wird der heiße Trafo weiter von der Feuerwehr gekühlt. Sobald es die Temperaturen zulassen, sollen Gutachter die Brandstelle untersuchen. "Zurzeit kann da aber noch niemand ran, es ist viel zu heiß", berichtete Heitmann. "Nächste Woche wissen wir sicher mehr", erklärte Banek.

An Gerüchten, dass sich angeblich schon Mitarbeiter des Kraftwerkes mit Jodtabletten zum Schutz gegen die Strahlung ausgerüstet hätten, ist offenbar nichts dran. "Das ist Unsinn, hier wurden keine Tabletten abgeholt", berichtete Apotheker Thilo Kehr.

Der Brand in Krümmel wird die Menschen in nächster Zeit weiter beschäftigen - bundesweit sicher mehr als vor Ort in Geesthacht, wo man mit dem Kraftwerk in guter Nachbarschaft lebt und es als Steuerquelle schätzt.