Hamburg. Sie tragen rote Pappnasen und karnevalsbunte Kleidung, ihre Gesichter sind oft weiß geschminkt - und mancher pustet Seifenblasen in Richtung von Polizeiketten. Auch gestern an der Kontrollstelle Rennbahn am Zaun vor Heiligendamm waren sie wieder im Einsatz, die Mitglieder der sogenannten Clowns Army, einer neuen Form des Protests, mit der die Polizei derzeit konfrontiert ist. Wer sind die fantasievoll wirkenden Clowns - und ist es ihre einzige Absicht, gewissermaßen mit der Wasserpistole die Demo-Fronten aufzuweichen?

Die Clowns Army steht "in der seit Längerem zu beobachtenden Tendenz, Demonstrationen bunter zu machen", sagt etwa Hamburgs Verfassungsschutz-Vize Manfred Murck. Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten sind die meisten Mitglieder in friedlicher Mission unterwegs - oder zumindest grundsätzlich nicht auf Gewalt aus, wie es ein Polizeiführer aus Hamburg formuliert.

Hamburger Polizisten berichten allerdings auch von gezielten Provokationen: "Sie wollen Beamte, die im Einsatzstress stehen, provozieren und lächerlich machen, immer haarscharf am Gesetzesverstoß entlang", heißt es. Auf der Internet-Seite Anarchopedia, einer Art linksautonomer Version des Netz-Lexikons Wikipedia, wird dazu offen auf "theatralische Festnahmen" hingewiesen: "Hierbei sollte man auf die Anwesenheit von Pressemenschen achten, denn was macht sich besser in den Medien als Polizisten, die Clowns festnehmen?"

Verwirrung gab es unterdessen um Berichte der G-8-Polizeieinheit "Kavala", wonach einige Clowns am vergangenen Sonnabend mit einer ätzenden chemischen Flüssigkeit aus Wasserpistolen acht Polizisten verletzt hätten (wir berichteten). Eine voreilige Meldung? Spiegel Online berichtete, es habe sich wohl nur um eine ungefährlichere Lösung (Pustefix) gehandelt. Ein Sprecher der Clowns Army wies die Vorwürfe zudem zurück. "Kavala"-Sprecher Christian Zimmer sagte dem Abendblatt gestern: "Die Substanz ist noch nicht abschließend untersucht."

Die Polizei kennt die Spaß-Guerilla bereits seit den Gorleben-Protesten. Manchen Beamten beim G-8-Gipfel trifft diese neue Form des Protests aber unvorbereitet: "Wir wissen auch nicht so genau, was die wollen. Die meisten sind aber nett", räumte gestern eine Konfliktmanagerin der Berliner Polizei vor dem Zaun in Heiligendamm ein.