Geste der Versöhnung: Jetzt doch “Idomeneo“-Aufführung? Treffen in Berlin: Bundesregierung und Muslim-Vertreter bemüht um Verständigung.

Berlin. Wie ein bedrohlicher Schatten hatte der Streit um die Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" gestern über dem Beginn der ersten Islam-Konferenz der Bundesregierung gelegen. Doch dann kam es überraschend zu einer Geste der Versöhnung: Die 30 Konferenzteilnehmer - davon die Hälfte Vertreter der Muslime in Deutschland - vereinbarten, gemeinsam die aus Furcht vor islamistischer Gewalt abgesetzte Aufführung in der Deutschen Oper in Berlin zu besuchen. In der Inszenierung wird die Enthauptung von Religionsführern wie Mohammed und Jesus gezeigt. Ob es tatsächlich zur einer Wiederaufnahme der Aufführung kommt, wie auch vom Berliner Kultursenator Thomas Flierl gefordert, ist aber unklar.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, er halte den Opernbesuch für die richtige Art, eine Diskussion zu beenden, die in niemandes Interesse sei. Er relativierte zugleich seine harsche Kritik an der Entscheidung der Opern-Intendantin vom Vortag. Für die in Berlin versammelten Islam-Vertreter meinte der Zentralratschef Aim Mazyek, die Absetzung der Oper verhindere die Auseinandersetzung mit dem Stück und sei ein "Kniefall vor Sicherheitsbehörden".

Zuvor hatten zahlreiche Spitzenpolitiker, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), einmal mehr die Entscheidung der Oper scharf attackiert. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer mehr zurückweichen", sagte Merkel der "Neuen Presse" (Hannover).

Über den Verlauf der Islam-Konferenz äußerten sich trotz vieler inhaltlicher Streitpunkte sowohl die Vertreter von Bund und Ländern als auch die der Muslime hochzufrieden. "Die Bundesregierung hat ein Signal gesetzt und die Hände herübergereicht. Nun liegt es an den Muslimen, daraus was zu machen", befand der Generalsekretär des Europäischen Integrationszentrums, Badr Mohammed. Schäuble sprach von einem "wirklich guten Auftakt". Er betonte zugleich, "Grundlage für alle ist das Grundgesetz", und fügte hinzu, "dass der Islam ein Teil unseres Landes ist".

Zugleich räumten beide Seiten ein, dass während der auf rund zwei Jahre angelegten Gespräche viele Probleme - vom Schwimmunterricht für muslimische Mädchen bis zur zentralen Vertretung der rund 3,5 Millionen Muslime in Deutschland - gelöst werden müssten. Laut Schäuble ging es bei dem Gespräch "nicht immer nur harmonisch" zu. Es seien "in tolerantem Ton durchaus unterschiedliche Positionen vertreten" worden.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) hob hervor, dass es viele Streitpunkte nicht nur zwischen deutschem Staat und Muslimen, sondern vor allem innerhalb der muslimischen Gemeinschaft gebe: Zu diesen Themen gehöre die Rolle der Frau und die Freiheiten für junge Mädchen.