Nun wird auch in Deutschland ernsthaft über ein Verbot in öffentlichen Gebäuden nachgedacht. Andere Länder sind schon lange viel weiter.

Hamburg. Anne Louise Germaine de Staël-Holstein war Schriftstellerin und ein Feingeist. Sie unterhielt Salons in Frankreich und der Schweiz, später auch in Weimar, in denen sich die Großen aus Kunst und Philosophie im 18. Jahrhundert und im frühen 19. Jahrhundert die Klinke in die Hand gaben. Raucher waren ihr ein Greuel: "Wer Tabak raucht, riecht wie ein Schwein, wer Tabak schnupft, sieht aus wie ein Schwein, wer Tabak kaut, ist ein Schwein."

Die Dame stand mit ihrer Ansicht nicht allein. Die Geschichte des Rauchverbots ist beinahe so lang wie die Geschichte des Rauchens selbst. Die ersten Verbote kamen im 30jährigen Krieg auf. Das Argument war Feuergefahr. Schließlich waren die meisten Gebäude damals aus Holz, und Stroh deckte die Dächer weit häufiger als Ziegel.

Andererseits lebten die Menschen mit offenem Feuer beim Beleuchten und Heizen ihrer Behausungen. Und gekocht wurde auch über der Flamme. Die Strafen für Rauchen waren drastisch. Im Herzogtum Lüneburg stand darauf bis 1692 sogar der Tod.

Erste umfassende Rauchverbote und eine landesweite Kampagne gegen das Rauchen gab es in Deutschland dann unter dem Nationalsozialismus. Nach Ansicht Hitlers war der Tabak die "Rache des roten Mannes (Indianer)" an der "weißen Rasse" für den Alkohol. Im Mittelpunkt der Propaganda standen die Minderung der Arbeitskraft durch Rauchen sowie die gesundheitlichen Folgen. Aus dieser Zeit stammen gesonderte Nichtraucher-Abteile in Zügen.

Bei den ersten Gesundheitskampagnen der 60er und 70er Jahre kam das Thema Rauchverbot dann wieder auf den Tisch. 1965 erließ Großbritannien ein Werbeverbot in Rundfunk und Fernsehen. Deutschland zog 1974 nach. Totale Werbeverbote für Tabakwaren gibt es in Italien schon seit 1962, seit 1975 in Norwegen, seit 1976 in Frankeich und Schweden sowie seit 1978 in Finnland.

Warnhinweise auf Zigaretten- und Zigarilloschachteln kamen hinzu. In den USA prangen sie schon seit 1966 auf den Packungen und wurden 1984 noch deutlicher gemacht, in Deutschland gibt es den Aufdruck "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" seit 1982.

Seitdem hat das Thema immer mehr an Fahrt gewonnen. Bei den Betriebsratswahlen von Siemens wird 1987 erstmals ein Vertreter einer Nichtraucher-Liste gewählt. Seit 1997 kann die Übertretung eines betrieblichen Rauchverbots selbst bei langjähriger Betriebszugehörigkeit ein Kündigungsgrund sein. Mehrere Bundesländer haben inzwischen ein Rauchverbot an Schulen gesetzlich verankert: In Bayern gilt es ab dem kommenden Schuljahr. In Berlin schon seit 2004, in Hessen seit Januar 2005 und genauso lange auch in Nordrhein-Westfalen. Seit Anfang dieses Jahres gilt das Rauchverbot auch an den Schulen in Schleswig-Holstein. Seit gut einem Jahr ist die freiwillige Vereinbarung zwischen dem Bundesgesundheitsministerium und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Kraft, wonach bis zum März 2008 90 Prozent der Gaststätten wenigstens die Hälfte ihrer Plätze für Nichtraucher ausweisen sollen.

Der Versuch einer Regelung über Preiserhöhungen hat bislang dem Staat mehr Einnahmen und den Schwarzmarkthändlern mehr Kunden gebracht. In Ostdeutschland ist jede dritte Zigarette, die geraucht wird, nicht versteuert.

Viele halten es eben nicht mit Madame de Staël, sondern mit Winston Churchill: "Wer viel über die gesundheitlichen Schäden des Rauchens liest, hört irgendwann auf - zu lesen."