Der nach seinem schweren Skiunfall in Österreich in der Steiermark am Neujahrstag schwer verletzte thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (50) wird wahrscheinlich am Samstag wieder aus dem künstlichen Tiefschlaf erwachen. Dies gab der ärztliche Direktor, Reinhard Lenzhofer, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Schwarzach bekannt. Der Politiker hat nach Meinung der Ärzte gute Chancen auf eine vollständige Genesung. "Die klinische Situation des Patienten ist derzeit stabil. Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass es gut ausgeht", sagte Lenzhofer. Eine feste Prognose wagen die Ärzte jedoch nicht.

Der Leiter der Unfallchirurgie, Franklin Genelin, sagte, die Aufwachphase aus dem künstlichen Koma wurde um 8 Uhr eingeleitet. Nach Angaben der Mediziner zog sich der Politiker bei seinem Skiunfall ein schweres Schädelhirn-Trauma, eine Blutung im Bereich der rechten Gehirnhälfte, mehrere Prellungen und eine Fraktur im Gesicht. Eine Operation schlossen sie derzeit aus. Der 50 Jahre alte CDU-Politiker war am Neujahrstag auf einer Skipiste in der Obersteiermark mit einer 41 Jahre alten Skitouristin zusammengestoßen, die auf dem Weg ins Krankenhaus ihren schweren Kopfverletzungen erlag. Die Frau war laut österreichischen Behörden vierfache Mutter. Ihr jüngstes Kind wird am (morgigen) Samstag ein Jahr alt.

Sigmund Schnabl, Leiter der zuständigen Alpin-Polizei in Liezen: "Das Kriseninterventionsteam betreut inzwischen die Angehörigen der verstorbenen Frau. Die Familie war mit mehreren Verwandten im Urlaub an der Riesneralm." Nach Angaben der Ärzte weiß Althaus noch nichts vom Tod der Skifahrerin. Das Krankenhaus hat einen Psychologen bereitgestellt. Bernd Beck, Bürgermeister von Althaus’ Heimatstadt Heiligenstadt, sagte dem MDR: "Das ist wirklich tragisch. Traurig, dass eine Frau ums Leben gekommen ist. Wir hier in Heiligenstadt sind natürlich sehr daran interessiert, wie der Unfall passiert ist. Herr Althaus ist ein guter Freund von mir. Ich bin sehr betroffen."

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Leoben die Ermittlungen zu dem Unfall aufgenommen. Ein Sachverständiger wurde eingeschaltet. "Für den Unfall selbst gibt es keine Erklärung", lautete am Freitag bei einer Pressekonferenz in der Bezirkshauptmannschaft Liezen das vorläufige Resümee. Ermittler haben die Pisten und die Unfallstelle inzwischen befahren und überprüft. Dabei wurden nach Behördenangaben keine Bodenwellen, Schläge oder Vereisungen festgestell. Die Pistenbeschaffenheit wurde mit "einem griffigem Gemisch aus Kunst- und Naturschnee" beschrieben. Zum Unfallzeitpunkt habe gute Sicht geherrscht.

Der Unfall: Es ist ein schöner Neujahrstag mit ganz leichtem Schneefall, aber guter Sicht in der Obersteiermark. Die drei Pisten in Donnersbachwald sind voll, im Ort herrscht zum Jahreswechsel wie immer Hochbetrieb. Dieter Althaus macht nicht zum ersten Mal Urlaub in diesem Skiparadies. Der passionierte Skifahrer war schon öfter mit seiner Familie hier, er kennt die Abfahrten vom knapp 2000 Meter hohen Krispen und von der Riesneralm. Heute ist er mit dem Lift auf den "Hochsitz" gefahren. Dort beginnt die sieben Kilometer lange Panoramaabfahrt, von der nach zwei Kilometern die etwas schwerere "sonnige" Piste abzweigt. Beide Abfahrten kreuzen sich erst im Tal wieder.

Althaus, der sonst mit Stirnband fährt, trägt in diesem Urlaub einen Skihelm. Er weiß nicht, dass der Helm ihm wahrscheinlich das Leben retten wird.

Um 14.45 Uhr hat Althaus die Kreuzung erreicht. Ob er die Skifahrerin gesehen hat, die von links auf der Panoramaabfahrt auf ihn zufährt, weiß man nicht. Der Kreuzungsbereich ist mit Netzen und Gefahrenschildern "Achtung Kreuzung" gesichert. Nach Angaben von Ortskundigen muss man dort vor der Weiterfahrt anhalten. Aber Althaus und die 41 Jahre alte Beata K. rasen buchstäblich ineinander. Als Althaus' Leibwächter die Kreuzung erreichen, liegen Althaus und Beata K. bereits am Boden.

Die Frau ist sofort bewusstlos, dann bleibt ihr Herz stehen. Die Rettungskräfte des Roten Kreuzes kommen sehr schnell am Unfallort an. Zum Ablauf der Bergung wurde auf der vom Liezen Bezirkshauptmann Josef Dick geleiteten Pressekonferenz erklärt, die Bergrettung sei durch andere Skiläufer auf der Piste alarmiert worden. Althaus habe den zuerst eintreffenden Bergretter mit den Worten an die verunglückte Frau verwiesen, dass diese Hilfe brauche. Nach der Alarmierung der Bergrettung um 14.45 Uhr wurde demnach um 14.58 Uhr ein Rettungshubschrauber für die Frau angefordert. Die Rettungskräfte können die Frau immerhin wiederbeleben, Althaus selbst ist noch ansprechbar. Das Rettungsteam packt die beiden in einen Akja, einen bootsförmigen Schlitten, und fährt sie zur Talstation. Bei Althaus kommt es schon im Schlitten zu Komplikationen. An der Talstation setzen ihn die Sanitäter unter Narkose. Dort wird Beata K. vom Rettungshubschrauber Christophorus 14 übernommen, für Althaus wird ein zweiter Hubschrauber aus St. Johann angefordert. Die bewusstlose Frau stirbt noch auf dem Flug.

Althaus wird ins Krankenhaus Schwarzach im Pongau geflogen und landet dort erst um 18.15 Uhr, mehr als drei Stunden nach dem Unfall. Offenbar erst eine Stunde nach dem Unfall ist der schwerverletzte Politiker von Ärzten betreut worden. Zunächst war er in einem Rettungswagen von Sanitätern versorgt worden. Um 15.49 Uhr kam es laut Informationen aus Österreich in dem Dorf Rottenmann zu einem Treffen des Rettungswagens in dem Althaus lag mit einem Notarztwagen. Die Notärztin versorgte ihn im Fahrzeug und veranlasste nach einer ersten Diagnose die Anforderung eines Rettungshubschraubers. Aus diesem Grund wurde der "Martin 1" des privaten Betreiber "Heli Austria" aus St. Johann im Pongau alarmiert. Weil die Krankenhäuser in Salzburg und Graz wegen Nebels nicht angeflogen werden konnten, entschied man sich für die Klinik Schwarzach im Pongau. Er wird sofort im Schockraum behandelt und kommt danach auf die Intensivstation. Kurze Zeit darauf treffen seine Frau Katharina und seine beiden Töchter ein.

Glücklicherweise hat die Klinik Schwarzach nicht nur eine Chirurgie, sondern auch eine Abteilung für Unfall- und Sporttraumatologie. Dass Althaus den Unfall überlebte, erklärt der steirische Polizeisprecher Siegmund Schnabl so: "Der Herr Ministerpräsident hatte einen Skihelm auf, die Dame nicht." Laut der "Kronenzeitung" gibt es zwar mehrere Zeugen für die Zeit vor und nach dem Zusammenstoß, die nun verhört würden. Aber unmittelbare Augenzeugen des Unfalls gebe es offenbar nicht. Viele Urlaubsgäste merkten erst etwas von dem Unfall, als der Hubschrauber zur Talstation kam. "Gäste kamen ganz aufgeregt ins Haus: ,Da ist ein furchtbarer Unfall passiert'", sagt die Wirtin vom Riesnertreff in Donnersbachwald.

Beata K. ist gebürtige Slowakin und lebt in den USA - auch sie machte Urlaub in Donnersbachwald. Sie sei Sportlehrerin und sehr sportlich gewesen. Bei dem Ehemann der Getöteten handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um einen Angehörigen des österreichischen Bundesheeres. Der Mann stammt aus der südlichen Steiermark, ist derzeit in den USA stationiert. Der Soldat ist der Vater der vier Kinder. Bei dem vierten Kind, das am Sonnabend ein Jahr alt wird, handelt es sich um das einzige gemeinsame Kind. Der Soldat und seine Familie werden derzeit vorn der Öffentlichkeit abgeschirmt und psychologisch betreut.

Die Schuldfrage dagegen lässt sich den österreichischen Behörden nach derzeit nicht beantworten. Auf der Piste gälten die FIS-Regeln, die gegenseitige Rücksichtnahme und das Fahren auf Sicht, hieß es. Ursache könne ein Fahrfehler ebenso wie Unachtsamkeit gewesen sein. "Für den Unfall selbst gibt es keine Erklärung", lautete am Freitag bei der Pressekonferenz in der Bezirkshauptmannschaft Liezen das Resümee. "Es ist so, wie wenn es auf einem großen Parkplatz, wo nur zehn Autos stehen, zu einer Kollision zwischen zwei Fahrzeugen kommt", sagte der Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen GmbH, Bürgermeister Erwin Petz.

Er sagte außerdem, dass noch in diesem Sommer die Kreuzung der zwei Pisten, an der sich der Unfall ereignete, verbreitert worden sei. An der genauen Stelle sei bislang noch nichts passiert. Sein Skigebiet habe das internationale Pistengütensiegel, das auch strenge Sicherheitskriterien beinhalte. Die Pisten seien nach den Regeln des internationalen Skiverbands FIS markiert gewesen.

An der Stelle, an der Beata Ch. und Dieter Althaus am frühen Neujahrnachmittag zusammenprallten, stehen mittlerweile ein kleines Windlicht und ein Holzkreuz. Immer wieder halten Skifahrer vor dem Kreuz im Schnee an der Gabelung der "Sonnigen" und der Panorama-Piste an.

Die Thüringer CDU hat mit Bestürzung auf die schwere Kopfverletzung von Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) nach einem Skiunfall reagiert. "Ich bin erschüttert von dem schweren Unfall, den Dieter Althaus erlitten hat", erklärte Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski am Freitag in Erfurt. "Gott sei Dank besteht nach Auskunft der behandelnden Ärzte keine Lebensgefahr." Im Namen der Abgeordneten des Thüringer Landtags wünschte sie dem Ministerpräsidenten baldige und vollständige Genesung. Schipanski und CDU-Fraktionschef Mike Mohring sprachen den Angehörigen der Frau, die bei dem Zusammenstoß auf einer Alpinpiste in Österreich tödlich verletzt wurde, ihr tief empfundenes Beileid aus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist "tief betroffen" von dem tragischen Skiunfall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU). Das sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag in Berlin.

Seit Donnerstagabend stehe Merkel im Kontakt mit der Frau des Politikers. Die Kanzlerin lasse sich regelmäßig unterrichten und wünsche Althaus, mit dem sie eine vertrauensvolle Beziehung verbinde, alles Gute. Sie hoffe, dass Althaus die nächste Zeit gut überstehe und ohne Komplikationen aus dem künstlichen Tiefschlaf aufwache. Merkel spreche der Familie und den Angehörigen der bei dem Unfall gestorbenen Frau ihr Beileid aus.