Es kommt selten vor, dass ausgerechnet der Bund der Steuerzahler die passende Begleitmusik zum SPD-Programm spielt. Am Wochenende forderte Franz...

Es kommt selten vor, dass ausgerechnet der Bund der Steuerzahler die passende Begleitmusik zum SPD-Programm spielt. Am Wochenende forderte Franz Müntefering höhere Steuern für Reiche - und zeitgleich veröffentlicht der Steuerzahlerbund eine Studie, wonach die Besserverdienenden in den beiden vergangenen Jahrzehnten die größten Profiteure der Steuerpolitik waren. Natürlich ist die zeitliche Übereinstimmung ein Zufall - aber einer, der den Sozialdemokraten Hoffnung schenken kann und der Union Angst machen muss.

Denn die Frage der sozialen Gerechtigkeit, die einige schon in der Mottenkiste der Geschichte wähnten, dürfte ein entscheidendes Thema des Wahlkampfes werden. Die Finanzkrise schürt nicht nur bei vielen Menschen in der Mittelschicht die Abstiegsängste, sondern auch die Wut auf die wirtschaftlichen Eliten. Diese Ängste, dieser Zorn spielen eher der Sozialdemokraten in die Hände als der CDU, die zwischen dem Populismus eines Jürgen Rüttgers und dem marktwirtschaftlichen Denken eines zu Guttenberg schwankt. Ein Unionswahlkampf, der nun auf Steuersenkungen setzt, dürfte rasch als Wahlkampfente zum Scheitern verurteilt sein; eine Reichensteuer hingegen hat in diesen Zeiten der Finanzkrise das Zeug zum Schlager.