Spitzenkandidaten gaben sich locker und reservierten den Sonntagnachmittag für Privates

Hannover/Wiesbaden. Als Sigmar Gabriel am Sonntagvormittag in Goslar mit Lebensgefährtin Ines Krüger die Stimmzettel in die graue Box warf, lächelte er gelöst in die Kameras. Er sei "heute ganz entspannt", die Anspannung der letzten Tage sei von ihm abgefallen. So wie Gabriel gaben sich auch die anderen Spitzenkandidaten der Landtagswahlen in Niedersachsen und Hessen locker. Es war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Den Nachmittag reservierten die Spitzenleute meist Privatem, bevor sie am Abend über die Ursachen von Sieg oder Niederlage Auskunft geben mussten. Gabriel ging Tennis spielen und mit seiner Lebensgefährtin essen. Sein Herausforderer Christian Wulff (CDU) wollte nach der Stimmabgabe in der Waldschule in Osnabrück-Lüstringen mit der Familie tafeln und sich dann mit Freunden und Verwandten treffen. Viele hätten ihm das Gefühl gegeben, dass die Niedersachsen einen Wechsel wollten, sagt Wulff nach Abgabe der Stimme. Es ist bereits sein dritter Anlauf auf den Posten des Ministerpräsidenten. Die Chance ist diesmal zum Greifen nah. Privates war auch bei den Spitzenkandidaten der Grünen und FDP in Niedersachsen angesagt. Grünen-Spitzenfrau Rebecca Harms traf sich mit Parteifreunden bei Kaffee, Schwarzwälder Kirschtorte und Kakao. FDP-Spitzenkandidat Walter Hirche fuhr nach der Stimmabgabe in Hannover zum 60. Geburtstag eines Freundes nach Oldenburg. Entspannt gab sich Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der mit Ehefrau Anke zu Fuß durch den Schnee zum Wahllokal in Eschborn stapfte. Koch trat wie öfter in den vergangenen Tagen auf die Euphoriebremse. Es werde knapper, als viele erwarten, mahnte Koch. Doch wirklich sorgenvoll sah sein Gesicht angesichts der Chance auf eine absolute Mehrheit nicht aus. Und dass bei schlechtem Wetter Anhänger nicht zur Wahl gehen, ist meist eher ein Problem der SPD als der CDU. Auf diesen Umstand verwies auch der scheinbar chancenlose Gegenspieler Kochs, Gerhard Bökel (SPD). Nach der Stimmabgabe im heimischen Braunfels gab er sich dennoch trotzig: Er wolle Ministerpräsident werden, alles andere wäre eine "Enttäuschung", ließ Bökel die Journalisten wissen.