Beim schwersten Gang nach seiner Wiederwahl fordert der US-Präsident von sich selbst und der Nation besseren Schutz von Kindern.

Newtown/USA. US-Präsident Barack Obama hat den Angehörigen der Opfer des Amoklaufs an einer Grundschule in Connecticut sein Mitgefühl ausgesprochen und zu einem besseren Schutz von Kindern aufgerufen. Alle müssten sich fragen, ob sie genug für den Schutz der amerikanischen Kinder getan hätten, sagte er. Auch er selbst habe sich diese Frage gestellt und sei zu dem Schluss gekommen, dass das nicht der Fall sei. Die USA hätten ihre Kinder nicht ausreichend geschützt und „wir werden uns ändern müssen“, erklärte Obama.

„Welche Wahl haben wir?“, sagte der Präsident in der Highschool von Newtown ganz in der Nähe des Tatorts. „Sind wir wirklich bereit einzuräumen, dass wir machtlos sind im Angesicht eines solchen Massakers, dass Politik zu schwierig ist?“ In den kommenden Wochen werde er die Macht seines Amtes nutzen, um gemeinsam mit der Polizei, Psychologen, Eltern und Lehrern darüber zu beraten, wie solche Tragödien wie in Newtown zu verhindern seien.

Obama versicherte, die Familien seien in ihrer Trauer nicht allein. Menschen im ganzen Land weinten mit ihnen und beteten für sie. Er wisse jedoch, dass Worte die Trauer nicht lindern könnten. Dann verlas er die Vornahmen der 26 Opfer. „Gott hat sie alle nach Hause gerufen“, sagte er.

Zuvor hatte der Präsident sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Familien der Opfer und den Rettungskräften getroffen. Dem Gouverneur von Connecticut, Dannel Malloy, sagte Obama, Freitag sei der schwierigste Tag seiner Präsidentschaft gewesen.

Schütze wollte offenbar noch mehr Menschen töten

Für Obama war es bereits die vierte Ansprache dieser Art in seiner Amtszeit nach einem Amoklauf. Ein 20-Jähriger hatte am Freitag in der Kleinstadt in Connecticut 26 Menschen und sich selbst getötet. 20 der Opfer waren Kinder.

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Der Schütze wollte offenbar ein noch viel verheerenderes Blutbad anrichten. Es gebe Hinweise darauf, dass er noch mehr Menschen töten wollte, hieß es am Sonntag aus Ermittlerkreisen. So seien in der Grundschule mehrere Magazine mit jeweils 30 Schuss und Hunderte weitere Patronen gefunden worden, teilte Polizeisprecher Paul Vance am Sonntag mit. Zuvor hatten die Ermittler in der Schule bereits zwei Pistolen, eine Glock und eine Sig Sauer, sowie ein Gewehr vom Typ Bushmaster Kaliber .223 entdeckt. In dem Auto des Täters befand sich noch eine Schrotflinte.

Besuch am Schießstand

Der Täter habe sich offenbar selbst erschossen, als Polizeibeamte die Schule betraten, sagte der Gouverneur Malloy in der Fernsehsendung „This Week“. „Wir gehen davon aus, dass er in dem zweiten Klassenraum war, als er die Einsatzkräfte hörte und sich entschied, sich selbst zu töten.“

Der Amokläufer besuchte nach Erkenntnissen der US-Ermittler einen Schießstand in der Gegend. Eine Sprecherin der Behörde für Alkohol, Tabak und Schusswaffen (ATF), Ginger Colburn, erklärte, noch sei nicht klar, ob der Mann dort tatsächlich das Schießen geübt habe. Seine Mutter habe mehrfach Schießstände in der Region besucht. Es sei nicht bekannt, ob sie ihren Sohn mitgebracht habe.

Diskussion um Waffengesetze

Nach dem Amoklauf entbrannte in den USA erneut die Debatte um das Waffenrecht. Während demokratische Senatoren eine Verschärfung der Gesetze forderten, sprach sich ein republikanischer Abgeordneter für einen einfacheren Zugang zu Waffen aus. Mehr Waffen hätten eine Bluttat wie in Newtown verhindern können, sagte Louie Gohmert am Sonntag in der Fernsehsendung „Fox News Sunday“. „Alle Massenmorde mit mehr als drei Toten in der letzten Zeit fanden an Orten statt, wo Waffen verboten waren“, sagte der republikanische Abgeordnete aus Texas. „Sie suchen sich diese Orte aus. Sie wissen, dass niemand bewaffnet sein wird.“

Der parteilose Senator Joe Lieberman und sein demokratischer Kollege Dick Durbin forderten in „Fox News Sunday“ hingegen eine nationale Kommission zur Überprüfung des Waffenrechts.