Angesichts des Schocks über das Massaker von Newtown werden in den USA die Forderungen nach strengeren Waffengesetzen immer lauter. "Wenn der Präsident jetzt handelt und einen Kreuzzug anführt, wäre das wunderbar", sagte der demokratische Politiker Jerry Nadler. Barack Obama hatte zwar bereits zu "bedeutsamem Handeln" aufgerufen, "um weitere Tragödien wie diese zu verhindern". Doch die Waffenlobby ist extrem mächtig. Mehr als 40 Prozent der US-Haushalte verfügen über Schusswaffen. Bisher blieben striktere Gesetze aus.

Die Blutttat von Newtown ist das vorläufige Ende einer langen Reihe von bewaffneten Amokläufen in den USA. Im August starben sieben Menschen im Sikh-Tempel von Oak Creek im US-Bundesstaat Wisconsin, im Juli zwölf bei einer Filmpremiere in Aurora (Colorado). Im April gab es sieben Tote bei einem Blutbad in einem evangelikalen College in Kalifornien. Im Januar 2011 wurden in Arizona sechs Menschen getötet und 13 verwundet. Die meisten Opfer waren im April 2007 in Virginia zu beklagen: 33 Tote in einer Universität in Blacksburg.

Kritiker machen das laxe Schusswaffenrecht für die Gewalttaten verantwortlich. US-Bürger können - nach einer meist elektronisch abgewickelten Prüfung - problemlos Gewehre, Revolver und Pistolen kaufen. Laut Schätzungen befinden sich in den Privathaushalten 200 Millionen bis 300 Millionen Waffen. Rund 30.000 US-Amerikaner kommen jedes Jahr durch Schusswaffen ums Leben. Nach früheren Massakern wie in Aurora reagierten die Bürger, indem sie mehr Waffen kauften.

Nach dem zweiten Zusatz zur US-Verfassung ist den Bürgern das fast uneingeschränkte Recht gewährt, Schusswaffen zu besitzen. Schusswaffen garantierten Freiheit, behauptet der nach eigenen Angaben drei bis vier Millionen Mitglieder zählende Verband der Schusswaffen-Freunde, die National Rifle Association.

Sie und andere Verbände lehnen Kontrolle grundsätzlich ab. Die Täter und nicht die Schusswaffen seien schuld, wenn jemand erschossen werde, heißt es. Der Vorsitzende der Vereinigung "Schusswaffenbesitzer von Amerika", Larry Pratt, sagte, der Massenmord habe geschehen können, weil "kein Erwachsener in der Schule" eine Waffe zur Verteidigung gehabt habe. Unterdessen wirbt kurz vor Weihnachten der Verband der Schusswaffenindustrie für Revolver auf dem Gabentisch.