Motivsuche nach dem Massaker in Newtown geht weiter. Vater des Schützen: „Sind fassungslos”. Obama reist am Abend zur Trauerfeier.

Newtown. Das Motiv des Amokläufers von Newtown im US-Bundesstaat Connecticut ist auch Tage nach dem Massaker weiter unklar. Der Tathergang wurde jedoch weitgehend rekonstruiert, die Identität aller 28 Opfer - darunter 20 Kinder, der Schütze und seine Mutter – geklärt. Die Tat löste im In- und Ausland Trauer aus. US-Präsident Barack Obama sollte am Sonntagabend an einer Trauerfeier in Newtown teilnehmen. Mit Spannung wurde erwartet, ob er in seiner Rede konkret strengere Waffengesetze fordern würde.

Nach den zunächst vorliegenden Erkenntnissen der Polizei erschoss der 20-jährige Adam Lanza am Freitag zunächst seine Mutter in ihrem Haus. Dann brach er über ein Fenster in die Sandy Hook Elementary ein und tötete zwölf Mädchen, acht Jungen und sechs Frauen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Alle Kinder waren demnach sechs oder sieben Jahre alt. Die Polizei sprach davon, dass sie „einige sehr gute Hinweise“ auf das Motiv des Täters habe. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekanntgegeben.

Angaben über Lanza und seiner Familie kamen von ehemaligen Mitschülern, Nachbarn und Bekannten. Demnach hatte er teilweise Probleme, sich in die Gesellschaft einzufügen. Seine Mutter habe ihn mehrere Jahre aus der Schule genommen und zu Hause selbst unterrichtet. Sie wurde als Waffensammlerin beschrieben. In Polizeikreisen hieß es, sie habe legal Faustfeuerwaffen der Marken Sig Sauer und Glock besessen sowie ein Bushmaster M4 Gewehr. Lanza habe offenbar einige dieser Waffen bei seinem Angriff benutzt. In einer Erklärung des geschiedenen Vaters hieß es, die Familie sei fassungslos angesichts der Tat.

In den Medien wurden Lehrer und andere Angestellte der Schule als Helden gefeiert. Darunter war die 27-jährige Lehrerin Vicki Leigh Soto, die sich nach Angaben der Polizei „zwischen die Kinder und die Kugeln des Schützen“ stellte. Ihre Leiche wurde in einem Schrank gefunden, zusammen mit den Erstklässlern, die sie gerettet hatte. Die britische Zeitung „Independent„ widmete ihr am Sonntag die Titelseite.

Die Tat wurde weltweit mit Entsetzen aufgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, die Tat habe kurz vor Weihnachten „unbeschreibliches Leid über viele Familien gebracht“. Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Amerikanern seine Anteilnahme aus. „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer“, erklärte er. Papst Benedikt sprach von einer „sinnlosen Tragödie“ und bat um Kraft für die Gemeinde, um mit der Macht der Vergebung, Hoffnung und versöhnenden Liebe über die Gewalt zu triumphieren. Auch ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sprach von einer Tragödie.

Präsident Obama hatte am Freitag erklärt, die USA hätten in der Vergangenheit zu viele solcher Schießereien erleben müssen. Er forderte ein „wirkungsvolles Handeln, um weitere derartige Tragödien zu verhindern“. Eine konkrete Forderung nach strengeren Waffengesetzen stellte er jedoch nicht. Am Samstag riefen einige seiner Demokraten im Kongress dazu auf.

Nach ähnlichen Massakern kam in den USA die Diskussion über strengere Gesetze allerdings immer nur kurz auf. Die Bevölkerung ist tief gespalten zwischen Befürworter strengerer Vorschriften und Gegnern. Amerikanische Politiker neigen dazu, das Thema zu vermeiden. Im Wahlkampf spielte es keine Rolle. Das Oberste Gericht der USA hat in den vergangenen Jahren in Grundsatzurteilen das verfassungsmäßige Recht auf den Besitz einer Schusswaffe gestärkt. Weder ein neues Urteil des Supreme Court noch eine Mehrheit für eine Verfassungsänderung sind abzusehen.