Assad-Regime und Gegner beschwören Wende im blutigen Konflikt - durch militärische Mittel. Damit eskaliert Lage vor UN-Vollversammlung.

Damaskus/Istanbul/New York. In Syrien bereiten sich das Assad-Regime und die Rebellen auf eine Entscheidungsschlacht vor, um die Machtfrage nach 18 Monaten Bürgerkrieg endgültig zu entscheiden. Die oppositionelle Freie Syrische Armee kündigte am Wochenende eine „Offensive“ an und verlegte ihr Kommando aus dem türkischen Grenzgebiet nach Syrien hinein. Vor wenigen Tagen erst hatte ein Vertreter des Regimes von Präsident Baschar al-Assad erklärt, dass der Militäreinsatz innerhalb von einem Monat „handfeste Ergebnisse“ bringen werde. Damit spitzt sich die Lage in Syrien kurz vor Beginn der UN-Vollversammlung in New York mit dem Topthema Syrien noch einmal deutlich zu.

Mindestens 240 Menschen kamen allein am Wochenende in Syrien ums Leben. Angesichts von Gewalt und Blutvergießen erhofft sich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) von den Beratungen der UN-Vollversammlung ein Signal für einen Machtwechsel in Syrien. „Die Weltgemeinschaft kann zu dieser furchtbaren Gewalt nicht schweigen, sagte Westerwelle nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Sonntag in New York. Der FDP-Politiker appellierte erneut an die beiden Veto-Mächte Russland und China, im UN-Sicherheitsrat den Weg für ein härteres Vorgehen gegen Machthaber al-Assad freizumachen.

Rebellenkommandeur Riad al-Assad sagte in einer Video-Botschaft mit dem Titel „Kommuniqué Nr. 1. aus dem Inneren“, dass die Kommandozentrale in die „befreiten Gebiete“ verlegt worden sei. Von dort aus würden Vorbereitungen für eine Offensive zur Befreiung der Hauptstadt Damaskus getroffen.

In Syriens Konfliktregionen ging das Blutvergießen weiter. Oppositionsaktivisten meldeten allein am Samstag mindestens 210 Tote, darunter 145 Zivilisten. Heftig gekämpft wurde auch am Sonntag, etwa im Großraum Damaskus und in der nordsyrischen Millionenmetropole Aleppo. Aus den Protesthochburgen Homs und Idlib wurden ebenfalls Gefechte gemeldet. Rund 30 Menschen seien ums Leben gekommen.

Zudem geriet eine der wichtigsten Flüchtlingsrouten unter Beschuss. Oppositionelle berichteten am Samstag von heftigen Kämpfen in der Gegend um den Grenzort Nasib, an dem die Autobahn von Damaskus zur jordanischen Hauptstadt Amman vorbeiführt. Außerhalb Syriens halten sich derzeit rund 257 000 Flüchtlinge auf, viele von ihnen in Jordanien.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana verkündete derweil die Freilassung von 121 Regimekritikern aus Aleppo, die „keinen Mord begangen“ hätten. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade des Regimes von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Während landesweit gekämpft wird, kam in Damaskus das vom Assad-Regime zumindest zum Teil geduldete oppositionelle Nationale Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel zusammen. An der „Konferenz zur Rettung Syriens“ nahmen auch die Botschafter aus China, Russland und Iran teil. Die drei Länder sind die wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung. Bei seiner Eröffnungsrede forderte der Veranstaltungsleiter Radschaa al-Nasser ein Ende des „verrückten Krieges gegen die Syrer und ihrer Revolution“.

Am Vortag hatten die Oppositionellen noch eine Verschiebung der Konferenz angekündigt, da drei ihrer Mitglieder von dem Geheimdienst festgenommen worden seien.