Die Freie Syrische Armee verlegte das Kommando ins Konfliktgebiet. Die Türkei schickt nun Artilleriegeschütze an die syrische Grenze.

Istanbul/Beirut. Heftige Kämpfe an der Flüchtlingsroute: In Syrien haben Regierungstruppen in der Nähe eines belebten Grenzübergangs nach Jordanien Rebellen unter Beschuss genommen. Aktivisten meldeten am Sonnabend heftige Kämpfe in der Gegend um den Grenzort Nasib, an dem die Autobahn von Damaskus zur jordanischen Hauptstadt Amman vorbeiführt. Außerhalb Syriens halten sich derzeit rund 257 000 Flüchtlinge auf, viele von ihnen in Jordanien.

Die Freie Syrische Armee kündigte unterdessen eine „Offensive“ an. In einer Video-Botschaft im Internet sagte der Rebellenkommandeur Riad al-Asaad, dass die Militärführung der oppositionellen Kämpfer inzwischen vom türkischen Grenzgebiet nach Syrien hinein verlegt wurde. Das diene der Vorbereitung eines Sturms auf Damaskus.

Regierungstruppen nahmen die Rebellen weiter unter Beschuss. Luftangriffe wurden aus Aleppo und Damaskus gemeldet, weitere Kämpfe an der Grenze zu Syrien. Mindestens 35 Menschen seien landesweit ums Leben gekommen – zehn Zivilisten, 16 Regimesoldaten und neun Rebellen, sagten Aktivisten. Meldungen aus Syrien sind wegen der Medienblockade der Regierung von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.

Das bislang von dem Regime von Baschar al-Assad zumindest teilweise geduldete oppositionelle Nationale Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel sagte nach der Verhaftung von drei ihrer Mitglieder eine für Sonntag in Damaskus geplante Konferenz „zur Rettung Syriens“ ab.

Der Irak hat unterdessen arabischen Medien zufolge einem Flugzeug aus Nordkorea die Nutzung seines Luftraums verweigert. Die Behörden hätten den Verdacht, dass in der Maschine Waffen nach Syrien transportiert werden sollten, hieß es. Die irakische Regierung hatte sich zuvor gegen Vorwürfe aus den USA verwahrt, dem Iran Waffenlieferungen nach Syrien zu gestatten.

Türkei verlegt Artilleriegeschütze an die syrische Grenze

Die türkischen Streitkräfte haben einem Medienbericht zufolge drei Artilleriegeschütze sowie eine Flugabwehrkanone in das Grenzgebiet zu Syrien verlegt. Aufnahmen der privaten Nachrichtenagentur Dogan vom Sonnabend zeigten drei große Militärlastwagen, die die Geschütze über eine Schnellstraße zogen.

Erst vor wenigen Tagen hatten die syrischen Rebellen den Grenzübergang Tal Abjad zur Türkei unter ihre Kontrolle gebracht. Beim Versuch der Rückeroberung durch die syrischen Regierungstruppen waren anschließend heftige Kämpfe entbrannt.

Die Türkei ist seit Monaten unmittelbar von dem Bürgerkrieg in Syrien betroffen, hat sie doch mittlerweile rund 80.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Zugleich dient das Land als Rückzugsort für einen Teil des bewaffneten Widerstands gegen Präsident Baschar Assad. Die Freie Syrische Armee hatte nach eigenen Angaben noch bis vor wenigen Tage ihre Kommandozentrale in der Türkei.