In der Abschlussmesse in Beirut warb Papst Benedikt XVI. erneut für Frieden und Versöhnung zwischen Christen und Muslimen.

Beirut. Bei der Abschlussmesse seiner Libanonreise hat Papst Benedikt XVI. die Christen in der Region zu einem entschlossenen Eintreten für den Frieden aufgerufen. Sie müssten ihren Beitrag dazu leisten, den "düsteren Pfad von Tod und Zerstörung“ zu verlassen, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag in Beirut. "Ich fordere euch alle auf, Friedensstifter zu sein.“ Gerechtigkeit und Frieden seien nötig, um eine "brüderliche Gesellschaft“ aufzubauen, sagte der Papst weiter.

Bei seiner Ankunft auf dem Gottesdienstgelände jubelten Benedikt XVI. rund 300.000 Gläubige zu. Die Pilger schwenkten kleine Flaggen des Vatikans und des Libanons, als er am Morgen in seinem Papamobil an der Strandpromenade vorfuhr. Die Messe an der "Waterfront“ der Mittelmeermetropole war der Höhepunkt und der größte öffentliche Auftritt der dreitägigen Nahost-Reise in den Libanon.

Am Ende der Feier überreichte der Papst den katholischen Kirchenführern der Region das Abschlussdokument einer Bischofssynode über den Nahen Osten. Das Dokument, Ergebnis einer Bischofssynode im Herbst 2010 im Vatikan, enthält Leitlinien für das künftige Wirken der katholischen Kirchen im Nahen Osten. An der Messe nahm auch der libanesische Staatspräsident Michel Suleiman teil, ein maronitischer Christ.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen

Den Gottesdienst begleiteten hohe Sicherheitsvorkehrungen, noch einmal verstärkt seit den Unruhen wegen des antiislamischen Films "Die Unschuld der Muslime“ in der arabischen Welt. Über dem Gelände kreisten Hubschrauber, Soldaten errichteten Straßensperren und patrouillierten durch die Innenstadt. Den Weg zum Veranstaltungsgelände neben dem Yachthafen Beiruts legte Benedikt XVI. im schusssicheren Papamobil zurück. Dabei wurde er von Zehntausenden bejubelt.

In seiner Predigt rief der Papst die Christen im Nahen Osten zum Einsatz für Frieden und Versöhnung auf. Sie müssten in ihrem persönlichen Umfeld und an ihrem Platz in der Gesellschaft als "Diener des Friedens und der Versöhnung“ wirken. Zugleich ermutigte Benedikt XVI. die bedrängten Christen im Nahen Osten. Ihr körperliches und seelisches Leiden sei "nicht vergeblich“.

Wie bereits am Vorabend bei einer Begegnung mit Jugendlichen wurde der 85-jährige Papst von der Menge begeistert empfangen. Tausende trugen Fähnchen in den Farben des Vatikan und des Libanon. Die Messe feierte der Papst buchstäblich auf den Trümmern des libanesischen Bürgerkriegs: Die "Waterfront“ wurde mit dem Schutt zerschossener Häuser aus den Kämpfen von 1975 bis 1990 aufgeschüttet.

Papst-Besuch als "Zeichen der Hoffnung"

Maroniten-Patriarch Bechara Rai nannte den Besuch des Papstes ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit, in der radikale Umbrüche die Sicherheit und Stabilität in der Region gefährdeten. Erneut sprach er von Schwierigkeiten für Christen, im Nahen Osten verwurzelt zu bleiben. Ein „spiritueller Frühling“ der Christen müsse dem erwarteten „Arabischen Frühling“ vorausgehen, sagte Rai, Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon.

Die Sprachen des Gottesdienstes waren die offiziellen Landessprachen Arabisch und Französisch. Fürbitten wurden aber auch auf Armenisch, Englisch und Griechisch vorgetragen – ein Zeichen, dass es eine Feier für die Menschen der ganzen Region sei. Neben den katholischen Patriarchen des Orients nahmen auch Vertreter der Bischofskonferenzen aus der Türkei und dem Iran teil.

Für den Nachmittag stand ein ökumenisches Treffen mit orthodoxen Patriarchen und Führern anderer christlicher Konfessionen auf dem Programm. Am frühen Abend beendet der Papst seine 24. Auslandsreise und fliegt nach Rom zurück. Benedikt XVI. ist nach Paul VI. 1964 und Johannes Paul II. 1997 das dritte Oberhaupt der katholischen Kirche, das den Libanon besucht.

Mit Material von kna und dapd