In Beirut hat Papst Benedikt XVI. am zweiten Tag seiner Reise vor etwa 20.000 jungen Leuten seine Anteilnahme am Leid der Syrer ausgedrückt.

Beirut. Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch im Libanon syrischen Jugendlichen seine Bewunderung ausgedrückt. „Ich möchte sagen, wie sehr ich euren Mut bewundere“, sagte er am späten Sonnabend bei einer Kundgebung mit etwa 20.000 jungen Leuten in Beirut auf Französisch, nachdem er erfuhr, dass auch syrische Christen gekommen waren. „Sagt euren Familien und Freunden Zuhause, dass der Papst euch nicht vergessen hat. Erzählt jenen um euch, dass der Papst betrübt ist über euer Leid und eure Trauer.“ Es sei an der Zeit für Christen und Muslime, zusammen gegen Gewalt und Krieg zu arbeiten.

+++ Der Papst als Pilger des Friedens in Nahost +++

+++ Benedikt XVI. unterschreibt das Nahost-Dokument +++

Einen Tag nach den anti-westlichen Ausschreitungen in vielen islamischen Ländern hat sich der Papst zudem für den Aufbau einer Friedenskultur im Nahen Osten stark gemacht. Der Papst forderte ein „neues Modell der Brüderlichkeit“ und die Ächtung jedweder Gewalt. Wer Frieden wolle, der müsse auch das Leben verteidigen, erklärte Benedikt vor Vertretern von Politik, Gesellschaft, Diplomatie und Kultur in Baabda. Diese Logik stehe nicht nur gegen Krieg und Terrorismus, sondern gegen jeden Anschlag auf menschliches Leben. Gewalt, ob körperlich oder verbal, sei immer ein Angriff auf die menschliche Würde und müsse verbannt werden, sagte der Papst.

Mitten in der gewaltsamen Protestwelle gegen ein islamfeindliches Video verlangte er eine Erziehung zum Frieden und stellte den Libanon als ein Vorbild hin. Christen und Muslime lebten seit Jahrhunderten in dem Land, nicht selten gebe es Familien mit beiden Religionen. Warum sollte das nicht in der ganzen Gesellschaft möglich sein, fragte er.„Eine plurale Gesellschaft gibt es nicht ohne gegenseitigen Respekt, nicht ohne den Wunsch, den anderen zu kennen, und den ständigen Dialog.“ Es gehe darum, „Nein zur Rache zu sagen, eigene Fehler einzugestehen, ohne sie zu suchen, und dann zu vergeben“, sagte er im Palast des libanesischen Präsidenten Michel Suleiman.

Benedikt hatte seinen zweiten Besuchstag im Libanon mit einem Höflichkeitsbesuch bei dem Präsidenten eröffnet. Tausende säumten in Beirut die Straßen, um das katholische Kirchenoberhaupt auf seiner Fahrt im Papamobil nach Baabda jubelnd zu begrüßen. Sie schwenkten Fähnchen in den Landesfarben und denen des Vatikans.

Nach der Unterredung mit Suleiman, einem maronitischen Christen, kam es auch zu einer Begegnung mit führenden Muslimen des Libanons. Eine Sonntagsmesse in Beirut ist Höhepunkt des dreitägigen Besuches in der Konfliktregion.

Der dreitägige Besuch des Papstes läuft unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ab. Der 85-Jährige erklärte, er habe nie erwogen, die Reise aus Sicherheitsgründen abzusagen. Zugleich verurteilte er religiösen Fundamentalismus als „Fälschung von Religion“. Er ist nach Paul VI. 1964 und Johannes Paul II. 1997 das dritte Oberhaupt der katholischen Kirche, das den Libanon besucht. Das Land hat mit fast 40 Prozent seiner vier Millionen Einwohner den größten Bevölkerungsanteil von Christen im Nahen Osten. Als einziges arabisches Land hat der Libanon einen Christen als Staatsoberhaupt, Staatspräsident Michel Suleiman.

Mit Material von dpa und dapd