Der massive militärische Druck der amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan und Pakistan, Teil der “Afpak“-Strategie von US-Präsident Barack Obama, hat zu einem verstärkten Ausweichen von al-Qaida-Kämpfern in den Jemen geführt.

Das Land im Süden der arabischen Halbinsel, eineinhalb mal so groß wie Deutschland, bietet dem weltweit operierenden Terrornetzwerk von Osama Bin Laden ideale Voraussetzungen.

Die jemenitischen Provinzen Mareb, Schabwa und Dschof an der Grenze zu Saudi-Arabien werden das "Dreieck des Bösen" genannt. Die Lage wird zusätzlich dadurch kompliziert, dass sich einige der jemenitischen Stämme im Krieg mit der schwachen Zentralregierung von Präsident Ali Abdullah Salih befinden und ein Bündnis mit al Qaida unterhalten.

Der Jemen ist sogar die ursprüngliche Heimat der saudischen Bin-Laden-Familie. Scheich Mohammed Bin Awad Bin Laden emigrierte vor dem Ersten Weltkrieg aus der Provinz Hadramaut nach Saudi-Arabien und gründete dort eine Baufirma. Noch heute gibt es bei den jemenitischen Stämmen dieser Region eine glühende Loyalität zu den Bin Ladens. Osama Bin Laden ist eines der angeblich 54 Kinder Mohammed Bin Ladens.

Auf der anderen Seite des Golfes von Aden liegt Somalia, das als "gescheiterter Staat" bezeichnet wird und ebenfalls als Rückzugs- und Ruheraum von al-Qaida gilt.

Der Jemen ist ein streng islamisches Land mit 75 Prozent Sunniten und 20 Prozent Schiiten, in dem die Rechtsordnung der Scharia herrscht. Grausame Körperstrafen bis zur Hinrichtung sind an der Tagesordnung. Der Abfall vom islamischen Glauben wird mit dem Tode bestraft.

Die Präsenz von al-Qaida im Jemen ist nicht neu: Bereits Anfang November 2002 töteten US-Spezialeinheiten mittels einer Kampfdrohne sechs al-Qaida-Kämpfer im Jemen. Einen Monat später ermordeten Militante drei amerikanische Missionare. In diesem März wurden in der Provinz Hadramaut vier südkoreanische Touristen und ihr jemenitischer Führer Opfer eines mutmaßlichen al-Qaida-Selbstmordanschlags. Im September 2008 kamen bei einem Anschlag auf die US-Botschaft in Sanaa 16 Menschen ums Leben.

Unvergessen ist auch der spektakuläre Anschlag auf den Zerstörer "USS Cole" im Hafen von Aden im Oktober 2000, bei dem 17 US-Soldaten starben.

Der im März gefangene al-Qaida-Funktionär Abdallah Abdel Rahman al-Harbi brüstete sich in Verhören offen damit, dass das Netzwerk verstärkt junge Leute im Jemen für Terroranschläge rekrutiere. Die CIA stellte bei der Überwachung der al-Qaida-Kommunikation fest, dass die Terrorzentrale in Pakistan intensiv an einer engen Koordination mit den "sicheren Häfen" Jemen und Somalia arbeitet. Mike Mullen, der amerikanische Generalstabschef, äußerte im Mai seine Sorge darüber, dass offenbar al-Qaida-Führungsstrukturen aus Pakistan abgezogen und im Jemen neu errichtet werden. Dort könnten zum Beispiel Anschläge in Saudi-Arabien vorbereitet werden.