Die im Jemen verschollenen deutschen Geiseln werden immer mehr zu einem Objekt politischer Ränkespiele in dem arabischen Land.

Sanaa. - Die halbamtliche Zeitung "Al-Thawra" berichtete Freitag unter Berufung auf Angehörige der Sicherheitskräfte in der Provinz Saada, die Polizei habe zwei mutmaßliche Entführer identifiziert. Nach den beiden namentlich bekannten Verdächtigen werde intensiv gesucht. Sie stammten aus dem Nuschur-Tal, in dem die Leichen von drei entführten Frauen gefunden worden waren. Die Behörden wüssten, in welcher Region sich die beiden Männer derzeit aufhielten, hieß es weiter. Das Gebiet werde von Murschid Dschawar, einem Mitglied der schiitischen Houthi-Rebellen, kontrolliert.

Oppositionelle und unabhängige Beobachter meldeten jedoch sofort Zweifel an dem Bericht an. Ein Sprecher der Houthi-Rebellen sagte, er sei "substanzlos" und womöglich eine bewusste Falschmeldung der Regierung, die den Rebellen das Verbrechen in die Schuhe schieben wolle, um eine neue militärische Offensive gegen sie zu rechtfertigen.

Von der fünfköpfigen Familie aus Sachsen und dem ebenfalls verschleppten britischen Ingenieur fehlt immer noch jede Spur. Die zweite deutsche der drei im Jemen ermordeten Geiseln ist eindeutig identifiziert worden. Das teilte Außenamtssprecher Jens Plötner am Freitag in Berlin mit. Damit steht fest, dass es sich bei den beiden Frauen um die Lemgoer Bibelschülerinnen Rita S. und Anita G. handelt.

Die Leiche der dritten Frau, einer Koreanerin, wurde am Freitag nach Südkorea übergeführt.