In seiner neuen Ausgabe beklagt das US-Magazin “Time“, dass Präsident Barack Obama nicht die erwarteten schmerzhaften Entscheidungen treffe.

Doch - das tut er; allerdings dort, wo seine enthusiasmierten Anhänger kaum damit gerechnet haben. Erst verkündete er eine De-facto-Amnestie für Folterer, zog dann die versprochene Veröffentlichung geheimer Folter-Fotos zurück und verkündete nur einen Tag später, die berüchtigten Guantánamo-Militärtribunale würden beibehalten. Damit hat Obama in Rekordzeit Wahlversprechen gebrochen. Enttäuschung macht sich breit im liberalen Politik-Spektrum. Dabei ist der ehemalige Senator von Illinois nur in den garstigen Niederungen der Washingtoner Politik angekommen. Mit seiner 180-Grad-Kehre nimmt Obama Rücksicht auf das militärische Establishment, auf dessen Loyalität er angesichts von drei Kriegsschauplätzen bitter angewiesen ist. Obama tut das, wozu er gewählt wurde: Er schützt amerikanische Interessen. Und schrumpft dabei fast auf Normalmaß zusammen.