Die inhaftierte Politikerin Timoschenko findet keine Ruhe. In Kiew spannt die Opposition die Ex-Regierungschefin für eine Provokation ein.

Kiew. Drei Monate vor der Parlamentswahl in der Ukraine hat die Regierung in Kiew die inhaftierte Oppositionsführerin Julia Timoschenko scharf angegriffen. Die ehemalige Regierungschefin habe die Ex-Sowjetrepublik „in den Ruin getrieben“, warf Ministerpräsident Nikolai Asarow der 51-Jährigen vor. Staatschef Viktor Janukowitsch warnte die Opposition um Timoschenko vor einem „politischen Krieg“. Dies werde die Regierung nicht zulassen, kündigte Timoschenkos Rivale an. Die Angriffe lassen einen kompromisslosen Wahlkampf befürchten.

Timoschenko war am Montag demonstrativ von der versammelten Opposition als Spitzenkandidatin für die Parlamentswahl am 28. Oktober nominiert worden. Die Wahlkommission dürfte dies ablehnen, weil Inhaftierte in der Ukraine nicht kandidieren dürfen. An diesem Dienstag soll gegen Timoschenko in der Stadt Charkow ein zweites Strafverfahren wegen angeblicher Steuerhinterziehung fortgesetzt werden. Ob die erkrankte Politikerin teilnimmt, galt als offen.

+++ Timoschenko Spitzenkandidatin trotz Haft +++

+++ Ärzte der Charité fliegen Montag zu Timoschenko +++

Vor dem Prozesstermin wurde Timoschenko von deutschen Ärzten erneut untersucht. Die Politikerin brauche noch mindestens acht Wochen Ruhe, sagte der Chef der Berliner Universitätsklinik Charité, Karl Max Einhäupl, am Montag in Charkow. Er hatte der Ukraine bereits vor seiner Anreise Fehler vorgeworfen. Die Behandlung von Timoschenkos Bandscheibenvorfall hätte früher als im Mai beginnen sollen, schrieb Einhäupl in einer scharf formulierten Erklärung.

„Sich über den mangelnden Fortschritt bei der Rehabilitation zu beklagen, halten wir angesichts der durch die Versäumnisse der ukrainischen Behörden verursachten Verzögerungen für unangemessen“, betonte Einhäupl. Er reagierte damit auf Vorwürfe von Ärzten in Charkow, die den Deutschen „Ergebnislosigkeit“ vorgeworfen hatten.

In einem Streit um die Aufwertung von Russisch zur zweiten Amtssprache in der Ukraine lehnte das Parlament in Kiew indessen eine erneute Debatte über das Gesetz ab. Die Partei der Regionen blockierte mit ihrer Mehrheit auch den Rücktritt von Parlamentschef Wladimir Litwin, der wegen des Sprachengesetzes das Amt abgeben will. (dpa)