Ihre Schmerzen aufgrund des Bandscheibenvorfalls müssten mit Medikamenten betäubt werden, sagte Harms. Harms war bereits zweimal in dem ukrainischen Krankenhaus Charkow, um Timoschenko zu behandeln. Der Neurologe bekräftigte die Diagnose des Charité-Chefs Karl Max Einhäupl, der Timoschenko am Sonntag erneut in der Ukraine untersucht und für verhandlungsunfähig erklärt hat.

Berlin. Auch nach Einschätzung des Neurologen der Berliner Charité, Lutz Harms, ist die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko nicht verhandlungsfähig. Ihre Schmerzen aufgrund des Bandscheibenvorfalls müssten mit Medikamenten betäubt werden, sagte Harms am Montag „Morgenpost online“. Harms war bereits zweimal in dem ukrainischen Krankenhaus Charkow, um Timoschenko zu behandeln. Der Neurologe bekräftigte die Diagnose des Charité-Chefs Karl Max Einhäupl, der Timoschenko am Sonntag erneut in der Ukraine untersucht und für verhandlungsunfähig erklärt hat.

Unter Berufung auf dieses Gutachten hat sich Timoschenko am Montag geweigert, an der Eröffnung eines zweiten Prozesses gegen sie teilzunehmen. Der Staatsanwalt forderte daraufhin, die Angeklagte müsse sich von einem Amtsarzt untersuchen lassen.

Harms sagte zu Timoschenkos Gesundheitszustand: „Sie war nicht fähig, längere Zeit auf einem Stuhl zu sitzen. Auch der sitzende Transport in den Gerichtssaal wäre ein Problem“, sagte der Arzt. „Dazu kommt der Stress, den das Ganze auslöst. Belastungen wie diese sind bei einem chronischen Schmerzsyndrom kontraproduktiv.“

Harms erinnerte daran, dass Timoschenko zunächst sehr langsam Ende Mai aus ihrem 14-tägigen Hungerstreik herausgeführt werden musste, der sie zusätzlich sehr geschwächt habe. Derzeit könne sie ein Bein kaum bewegen. Auch eine Operation sei nicht ganz ausgeschlossen.

Der Neurologe empfahl, die Oppositionsführerin nach Kiew zu überweisen. „Noch besser wäre es, sie unter Hausarrest zu stellen. Es gehört zu den Hauptproblemen bei dieser Therapie, dass Frau Timoschenko dieses große Misstrauen gegenüber den Behörden und also auch gegenüber den Ärzten hat, mit denen wir zusammenarbeiten.“ Deshalb lehne die 51-Jährige wichtige diagnostische Maßnahmen ab. Selbst Blut lasse sie sich nicht abnehmen.

Zudem müsse es in dem Krankenhaus in Charkow eine entspanntere Atmosphäre für die Patientin geben, forderte Harms. „Davon kann keine Rede sein, solange Wachpersonal und Kameras im Krankenzimmer sind“, kritisierte der Neurologe. Zudem müsse die Patientin wieder in die Sonne schauen können. „Die Fenster sind mit milchglasartiger Folie verklebt.“

(dpa/bb)