Mit einer Blockade der Öltransporte am Persischen Golf würde der Iran sich erheblich selbst schaden, davon gehen Experten aus.

Washington. Eine Blockade der Öllieferungen am Persischen Golf würde die den Rohölpreis in die Höhe schnellen lassen und damit die Weltwirtschaft bremsen. Aber vor allem würde sich der Iran erheblich selbst schaden, davon gehen zumindest Experten aus.

So rechnen Energieexperten damit, dass sich der Iran mit einer Blockade nicht zuletzt in das eigene Fleisch schneiden würde. Die eigenen Ölexporte würden gefährdet und damit wichtige Deviseneinnahmen ausfallen. "Iran wird nicht seine Petrodollars aufs Spiel setzen“, meint der unabhängige "Schork Report“.

++USA: Wir sind bereit, böswillige Aktionen zu kontern+++

In Teheran sehen das Eingeweihte offenbar ganz ähnlich: "Wir würden wirtschaftlich Selbstmord begehen, wenn wir die Straße von Hormus schließen würden“, zitiert die "Washington Post“ einen Beamten im iranischen Ölministerium. "Das Ölgeld ist unsere einzige Einnahme, wir würden uns auf spektakuläre Weise ins eigene Bein schießen, wenn wir das täten.“

Experten weisen denn auch darauf hin, dass Teheran schon mehrfach in der Vergangenheit mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht, doch die Drohung niemals wahr gemacht habe.

+++„Es wird keine Schließung geduldet"+++

Viel riskanter seien die möglichen politischen Folgen bei einer Zuspitzung der Krise. In den USA ist 2012 Wahljahr, das Kalkül der Iraner könnte es sein, Obama ausgerechnet in dieser kritischen Zeit herauszufordern. Eine echte Krise samt militärischer Intervention kurz vor den Wahlen im nächsten Herbst – für Obama wäre das ein unkalkulierbarer Risikofaktor.

Dennoch hat die amerikanische Marine erstaunlich schnell und erstaunlich vollmundig auf jüngste Verbal-Attacken aus Teheran reagiert. Eine Blockade der Öltransporte am Persischen Golf werde nicht toleriert, die Freiheit der Handelswege sei unerlässlich. Und damit keinerlei Illusionen aufkommen, fügt die Sprecherin der Fünften Flotte gleich hinzu, man verfüge über eine robuste Präsenz in der Region – normalerweise äußern sich Militärs in der Öffentlichkeit deutlich bedeckter.

Doch ansonsten reagieren die USA und andere westliche Staaten demonstrativ kühl und gelassen. Ihr Motto: Die Krise nur nicht heißreden, allein allzu viel Rhetorik könnte die Ölpreise in die Höhe treiben – mit negativen Folgen für die ohnehin dahindümpelnde Konjunktur.

Hinter den Kulissen freilich bemüht sich die Regierung von Präsident Barack Obama um mögliche Gegenmaßnahmen. Wie die "New York Times“ unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte berichtete, gebe es bereits einen Plan, "die Wasserstraße im Falle einer Krise offenzuhalten“. Wie das genau aussehen soll, lassen sie geflissentlich im Unklaren.

"Aus militärischer Sicht ist das zumeist Getöse“, tut das "Wall Street Journal“ die Blockade-Drohung aus Teheran ab. Zwar könne der Iran an der gerade mal 50 Kilometer breiten Straße von Hormus, durch die die lebenswichtige Öl-Schlagader führt, ein paar Schiffe versenken und damit „einigen Schaden“ anrichten. "Aber der Iran ist militärisch gesehen kein Gegner für die USA und die Verbündeten am Persischen Golf“.

Jenseits des Säbelrasselns schwelt der eigentliche Konflikt, der Streit um das iranische Atomprogramm, weiter und wird immer bedrohlicher. Aus Israel verlautet, es dauere nur noch neun Monate, bis Teheran im Besitz der Bombe sei. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sprach kürzlich von "etwa einem Jahr, vielleicht ein bisschen weniger“. Ein atomar bewaffneter Iran, und das im Wahljahr 2012, auch das wäre für Obama ein Alptraum. Von Peer Meinert