Julia Timoschenko soll einen Gasliefervertrag mit Russland durchgesetzt haben, der zum Nachteil der Ukraine gewesen sein soll.

Kiew. Im Prozess gegen die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko hat die Justiz die Angeklagte schuldig gesprochen. Timoschenko habe ihre Machtbefugnisse übertreten, entschied der Richter Rodion Kirejew am Dienstag zum Auftakt der Urteilsverkündung. Bezüglich des Strafmaßes kam das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft auf sieben Jahre Haft nach. Timoschenko wird Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil sie unrechtmäßig einen Gasliefervertrag mit Russland durchgesetzt haben soll. Timoschenko und ihre Anhänger sehen das Verfahren dagegen als politisch motiviert an.

Sie werfen Präsident Viktor Janukowitsch vor, seine Erzrivalin mit dem Prozess ausschalten zu wollen. Die Anführerin der „Orangen Revolution“ erklärte vor der Urteilsverkündung, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens werde sie ihren Kampf nicht einstellen. Timoschenko wiederholte ihren Vorwurf, der Richter sei lediglich eine Marionette Janukowitschs. Dieser hatte Timoschenko bei den Wahlen im Februar 2010 knapp geschlagen. Der Prozess hat die Beziehungen der Ukraine zur Europäischen Union (EU) belastet. Die EU drohte bei einer Verurteilung Timoschenkos damit, zentrale Wirtschaftsabkommen mit der ehemaligen Sowjetrepublik auf Eis zu legen.

Ukrainischer Richter deutet Schuld Julia Timoschenkos an

Der zuständige Richter hat am Dienstag in der Urteilsverkündung deutliche Hinweise auf eine Schuld der heutigen Oppositionsführerin gegeben. So habe Timoschenko bei einem 2009 für die Ukraine unvorteilhaften Gas-Vertrag mit Russland einen Schaden von umgerechnet knapp 140 Millionen Euro für das staatliche Gasunternehmen verursacht, sagte Richter Rodion Kirejew. Derweil blockierten Anhänger Timoschenkos den Verkehr auf einer wichtigen Hauptstraße Kiews und starteten einen Marsch auf das Gericht.

(abendblatt.de/reuters/dapd)