Julia Timoschenko drohen jetzt zehn Jahre Gefängnis. In Kiew wurde am Sonnabend gegen die Inhaftierung der 50-Jährigen protestiert.

Kiew/Moskau/Berlin. Die Inhaftierung der ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko sorgt für Aufregung und ist international auf Kritik gestoßen. Ein Gericht ordnete an, die des Amtsmissbrauchs angeklagte 50-Jährige wegen der Missachtung von Verfahrensregeln zu inhaftieren. Der Politikerin, die für ihren markanten blonden Haarkranz bekannt ist, drohen jetzt zehn Jahre Haft. Sie wirft der Regierung eine "Hetzjagd“ vor. Es gehe darum, Gegner Janukowitschs politisch kaltzustellen. Auch Russland hatte die Haft kritisiert. Die US-Menschenrechtsorganisation Freedom House zeigte sich empört über die Entscheidung des Gerichts in Kiew. Der Schritt in einem Prozess um möglichen Amtsmissbrauch sei Teil einer Kampagne gegen die Opposition in der früheren Sowjetrepublik, teilte die Organisation in einer Erklärung mit.

Auch der deutsche Staatsminister Werner Hoyer zeigte sich besorgt. Es bestehe der Verdacht "politisch motivierter Justiz“, erklärte der FDP-Politiker in Berlin. Es gebe "große Zweifel, ob die Untersuchungshaft verhältnismäßig“ sei. Dagegen begrüßte die Partei der Regionen des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch die Haft als "rechtmäßig“. Janukowitsch ist Gegenspieler Timoschenkos.

In Kiew protestierten am Sonnabend zahlreiche Menschen gegen die Inhaftierung der 50-Jährigen. Mit dem Aufbau von rund 30 Zelten mitten im Stadtzentrum erinnerten sie auch an die prowestliche Orangene Revolution von 2004, deren Galionsfigur Timoschenko war.

Laut Anklage soll die Ukraine während Timoschenkos Amtszeit durch ein Gasgeschäft mit Moskau Hunderte Millionen Euro verloren haben. Die Ex-Regierungschefin widerspricht dem. Die Staatsanwaltschaft hatte die Haft am Vortag nach mehreren Störversuchen von Timoschenko vor Gericht beantragt. Die heute 50-Jährige war nach der Revolution Regierungschefin geworden. 2010 verlor sie gegen Janukowitsch bei der Präsidentenwahl. (dpa/dapd)