Der Attentäter von Oslo und Utøya wird rechtspsychiatrisch auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht. Acht Wochen Untersuchungshaft.

Oslo. Der Norweger Anders Behring Breivik wird nach den Anschlägen von Freitag rechtspsychiatrisch auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht. Das kündigte der Polizeiankläger Christian Hatlo am Montag in Oslo an. Der zuständige Richter hatte kurz vorher bei einem Hafttermin acht Wochen Untersuchungshaft gegen den 32-Jährigen verhängt.

Hatlo sagte, Breivik habe bei dem Hafttermin „einen ruhigen und unberührten Eindruck“ gemacht. Ihm sei sehr daran gelegen gewesen, seine Motive für den Bombenanschlag im Osloer Regierungsviertel und das Massaker auf der Insel Utøya darzulegen. Dazu habe er „in gewissen Grenzen“ Gelegenheit erhalten.

Nach Gerichtsangaben wollte Breivik vor allem die sozialdemokratische Arbeiterpartei treffen, weil sie mit der Zulassung von muslimischen Einwanderern das Land „geschwächt“ habe. Er hatte auf Utøya vor allem Kinder und Jugendliche bei einem sozialdemokratischen Ferienlager getötet. Die Gesamtzahl der Opfer dort betrug nach neuen Polizeiangaben 68 und bei der Bombenexplosion in Oslo 8.

Hatlo berichtete, dass der Richter Kim Heger die Aussagen Breiviks stoppte, als dieser begann, aus seinem 1500 Seiten umfassenden „Manifest“ vorzulesen. Nach TV-Angaben wies Heger auch einen Antrag des Attentäters zurück, bei dem Hafttermin in einer Galauniform zu erscheinen.

Nach norwegischem Recht kann Breivik bei Zurechnungsfähigkeit zu maximal 21 Jahren Haft verurteilt werden. Diese Zeit kann durch neue Gerichtsentscheidungen verlängert werden. Sollte er für unzurechnungsfähig erklärt werden, ist mit der dauerhaften Einweisung in eine geschlossene und besonders gesicherte psychiatrische Einrichtung zu rechnen.

Geheimdienst hatte Attentäter für Chemikalienkauf im Visier

Norwegens Geheimdienst PST war bereits im März auf den Attentäter Anders Behring Breivik wegen eines Chemikalienkaufs aufmerksam geworden. Das bestätigte Geheimdienstchefin Janne Kristiansen am Montag im TV-Sender NRK. Breivik habe bei einem polnischen Händler für Chemikalien eine Summe von 120 Kronen (15 Euro) eingezahlt und sei deshalb auf entsprechenden Listen aufgetaucht. Dies sei aber nicht ausreichend für eine aktive Überwachung gewesen.

Breivik hatte am Freitag eine 500-Kilo-Bombe im Osloer Regierungsviertel detonieren lassen, durch die acht Menschen starben. Für die Herstellung der Bombe hatte er auf einem Hof bei Oslo sechs Tonnen Kunstdünger gelagert. (dpa)