Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Flüchtlingslager in Dadaab ist mit 400 000 Menschen das größte der Welt. Hilfeleistungen der EU steigen.

Addis Abeba/Brüssel. Die Hungerkrise in Afrika nimmt unvorstellbare Ausmaße an. In machen Gebieten stirbt in diesen Tagen alle sechs Minuten ein Kind. Diese Schätzung gab das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bekannt. Hungernde Somalia versuchen, sich in die Camps in Äthiopien und Kenia zu flüchten. Noch immer kämen „Hunderte, wenn nicht sogar Tausende“ täglich im im kenianischen Dadaab an, sagte Unicef-Mitarbeiter Christopher Tidey. Mit fast 400 000 Menschen ist es das größte Flüchtlingslager der Welt.

Tidey besuchte am Sonnabend in Dadaab eine Klinik für schwer unterernährte Kinder. „Viele von ihnen sind so schwach, dass sie nicht einmal mehr die Kraft haben, Essen herunterzuschlucken und deshalb intravenös ernährt werden müssen“, sagte er. „Ich habe einen dreijährigen Jungen gesehen, Aden, der nur fünf Kilo wog.“

Unterdessen wird in der äthiopischen Region Dolo Ado an einem vierten Flüchtlingslager gearbeitet. Es solle weiteren 60 000 Hungernden Platz bieten, nachdem die ersten drei Camps mittlerweile ihre Kapazität erreicht hätten, teilte das UN-Flüchtlingskomittee (UNHCR) mit. „Es wird erwartet, dass die ersten Flüchtlinge bereits in der nächsten Woche vom Transitzentrum in das neue Lager Hilaweyn umziehen können“, hieß es.

Allein in der vergangenen Woche seien mehr als 7000 Zelte sowie Haushaltsutensilien wie Decken und Kochtöpfe für 50 000 Menschen nach Dolo Ado gebracht worden. Weitere 3000 Zelte würden kommende Woche erwartet, erklärte das UNHCR.

Ein Journalist des arabischen Senders Al Dschasira berichtete vor Ort, dass die Helfer täglich tonnenweise Reis kochen und 200 Ziegen schlachten würden. „Das reicht zwar bei weitem nicht aus, ist aber immer noch mehr, als die Menschen in ihrem Heimatland Somalia bekommen würden“, sagte er.

Die Europäische Union teilte derweil mit, ihre Millionenhilfen für die Hungernden am Horn von Afrika aufzustocken. EU-Kommissarin Kristalina Georgieva sagte zu Beginn ihrer Keniareise, dass die Brüsseler Kommission weitere 88 Millionen Euro für die Linderung der Not in dem Katastrophengebiet bereitstellen werde. Damit steigen die Hilfeleistungen der Kommission für die Region auf fast 160 Millionen Euro. „Die Krise am Horn von Afrika hat ein bislang ungekanntes Ausmaß angenommen und erfordert daher Hilfe in einem noch nie erreichten Umfang“, sagte Georgieva.