Ein Marder-Schützenpanzer geriet in eine Sprengfalle. Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe fordert ein Ende des „Abenteuers Afghanistan“.

Kundus/Hamburg. Bei einem Angriff der Bundeswehr und der afghanischen Armee auf Taliban-Stellungen in der nordafghanischen Provinz Kundus sind zwei deutsche Soldaten leicht verletzt worden. Ein Bundeswehr-Sprecher in Kundus sagte der Nachrichtenagentur dpa, bei der Militäraktion am Sonntag habe es Verluste auf der Seite der Aufständischen gegeben. Genaue Angaben dazu lägen aber nicht vor.

Ein Schützenpanzer vom Typ Marder sei in eine Sprengfalle geraten und beschädigt worden, sagte der Sprecher. Auch ein zweites Bundeswehr-Fahrzeug sei beschädigt worden. Zu den stundenlangen Gefechten kam es im Unruhedistrikt Char Darah westlich des Feldlagers in Kundus. Bei schweren Kämpfen im Südosten und im Süden des Landes starben nach Militärangaben am Wochenende mehr als 50 Aufständische. Die Taliban griffen zudem das Verwaltungszentrum eines Distrikts an.

In Kundus rechnet die Bundeswehr erstmals seit mehr als drei Jahren wieder mit einer Verbesserung der Sicherheitslage. „Auf Grund unterschiedlichster Rahmenbedingungen erkennen wir eine leicht positive Tendenz“, sagte der Kommandeur des zivil-militärischen Wiederaufbauteams (PRT), Oberst Rainer Grube, in einem dpa-Gespräch.

Von einer Trendwende könne allerdings nicht vor dem kommenden Frühjahr gesprochen werden, sagte Grube weiter. „Die Sicherheitslage im Raum Kundus ist weiterhin angespannt.“ Man beobachte aber eine stetige Verbesserung. Diese sei nicht nur auf den einsetzenden Winter zurückzuführen, in dem die Kämpfe traditionell abflauen. Dazu habe auch der Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte sowie Operationen der US-Truppen und der Bundeswehr gegen die Taliban geführt. „Ich gehe davon aus, dass der Gegner geschwächt ist.“

Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) plädierte derweil für eine politische Lösung am Hindukusch. „Das Abenteuer Afghanistan muss beendet werden“, sagte Rühe im Deutschlandradio Kultur. Der konkrete Bezug zu den Anschlägen des 11. September 2001 sei verloren gegangen, denn mittlerweile bekämpfe man die Taliban, die nicht mit dem Terrornetz al-Qaida gleichzusetzen seien.

„Wir können aber nicht bestimmen, wer in Afghanistan regiert“, sagte Rühe. Die Manipulationen bei den jüngsten Wahlen hätten zudem gezeigt, dass man dort keinen glaubwürdigen Partner habe. Die Taliban seien nicht in der Lage, New York oder Hamburg anzugreifen. „Das sind unsympathische Zeitgenossen, aber die gibt's in vielen Staaten.“

Am Montag attackierten Taliban-Kämpfer außerdem das Verwaltungszentrum eines Distrikts in der südöstlichen Provinz Ghasni. Wie örtliche Behörden mitteilten, drangen in der Nacht Dutzende Aufständische in die Gemeinde Khogyani ein, wo sie die Polizeistation sowie mehrere Verwaltungsgebäude in Brand steckten. Später seien afghanische und ausländische Truppen in den Ort eingerückt und hätten wieder die Kontrolle übernommen.