Ein aus Pakistan stammender Amerikaner hat das versuchte Attentat auf den New Yorker Times Square gestanden und wurde offiziell angeklagt.

New York. „New York kann heute etwas ruhiger sein“, sagt Raymond Kelly mit sichtbarer Befriedigung. Der New Yorker Polizeichef trat am Dienstag in Washington vor die Kameras, um den Erfolg zu melden: Nur zwei Tage nach dem gescheiterten Bombenanschlag auf den Times Square mitten in New York ist der mutmaßliche Täter gefasst und hat gestanden. Der 30-jährige US-Bürger pakistanischer Herkunft war kurz vor Mitternacht buchstäblich in letzter Minute aus einem Flugzeug geholt worden, mit dem er sich nach Dubai absetzen wollte. Am Nachmittag ist der festgenommene Verdächtige offiziell angeklagt worden. Faisal Shahzad müsse sich wegen Terrorismus vor Gericht verantworten, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

„Es war klar ein Terrorangriff, um Amerikaner zu töten. An einem der belebtesten Plätze sollten so viele wie mögliche unschuldige Touristen und Theaterbesucher ermordet werden“, sagte Justizminister Eric Holder. „Er wollte Tod und Zerstörung in das Herz Manhattans bringen. Und das nur, weil ihm unsere Art zu leben nicht gefiel.“

Ein Straßenhändler war es, der einen Polizisten am Sonnabend auf das qualmende Paket in dem Geländewagen aufmerksam machte. Obwohl Zehntausende auf dem berühmtesten Stück des Broadways unterwegs waren, sperrte die Polizei den Times Square und öffnete mit einem Roboter den 17 Jahre alten Nissan „Pathfinder“. Die Experten fanden Gasflaschen und Benzinkanister und etwas, das wie ein Zünder aussah, allerdings als solcher nicht funktionierte.

Nur 53 Stunden und 20 Minuten später nahmen die Fahnder den Verdächtigen fest, rechnet Kelly vor. Bis dahin galt Faisal Shahzad als netter Nachbar, der auf einem Foto schelmisch in die Kamera lächelt. Jeden Morgen fuhr er gut gekleidet angeblich in die Wall Street. Von seinemHaus im Örtchen Bridgeport in Connecticut ist es eine gute Autostunde bis zum Times Square.

Vor drei Wochen hatte er den „Pathfinder“ für 1800 Dollar gekauft und bar bezahlt – ohne Vertrag und Unterschrift. Der Täter entfernte zwar die Fahrzeugnummer hinter der Scheibe, nicht aber die am Fahrgestell. So fanden die Ermittler erst den alten und dann den neuen Besitzer. Ein aktuelles Bild von Shahzad hatten die Behörden: Der Pakistaner war erst vor kurzem US-Bürger geworden. Als sie den 30-Jährigen am Flughafen schnappten, lag im Wagen noch eine geladene Waffe.

Inzwischen haben die amerikanischen Stellen die pakistanischen informiert, und der Fall beschäftigt längst nicht mehr allein Polizisten. Außenminister Shah Mahmood Qureshi habe US-Botschafterin Anne W. Patterson jede denkbare Unterstützung zugesagt, sagte ein Ministeriumssprecher in Islamabad. Nach Berichten aus Sicherheitskreisen gab es auch in Pakistan Festnahmen . Mehrfach waren in den vergangenen Monaten in den USA islamistische Terroristen aufgeflogen, fast immer führte eine Spur auch nach Pakistan oder Afghanistan.

Unklar ist nach wie vor das genaue Ziel. Wollte er „South Park“ treffen? Die derb-satirische Zeichentrickserie hatte sich vor zwei Wochen über Religionsstifter lustig gemacht – auch über Mohammed. Eine Gruppe namens „Revolution Muslim“ hatte die Macher der Serie daraufhin vor „einem Ende wie dem von Theo van Gogh“ gewarnt. Der niederländische Filmemacher war im November 2004 nach einem islamkritischen Film von einem radikalen Muslim getötet worden. Die „South Park“-Produzenten sitzen in New York – am Times Square. Was auch immer die Motive waren, New York bleibt im Visier islamistischer Terroristen. „Wenn irgendwo ein Terrorist gefasst wird, hat er immer einen Stadtplan von New York in der Tasche“, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Sein Polizeichef freut sich erstmal über den Erfolg und vergleicht seine Ermittler mit dem Helden der Fernsehserie „24“: „Jack Bauer schafft es in 24 Stunden, wir in 53. Okay, das ist mehr, aber es ist immer noch verdammt wenig“, sagt Kelly. Zurücklehnen mag er sich nicht: „New York ist Amerika. Und sie werden wiederkommen und versuchen, uns zu töten.“