Die Umfragen sprechen für den Konservativen. Doch die islamfeindlichen Schwedendemokraten provozieren Proteste und spalten die Gesellschaft.

Stockholm. Schwedens konservativer Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt (45) liegt vor der Reichstagswahl an diesem Sonntag in allen Umfragen vorn, muss aber den Verlust der absoluten Mehrheit befürchten . Reinfeldt kann mit seinen Koalitionspartnern von der liberalen Volkspartei, dem Zentrum und den Christdemokraten mit 48 Prozent der Stimmen rechnen.

Für die sozialdemokratische Oppositionschefin Mona Sahlin (53), die zusammen mit den Grünen und der Linkspartei antritt, wollen 43,2 Prozent stimmen. Das ergab eine von der Zeitung „Aftonbladet“ veröffentlichte Umfrage des Institutes United Minds (mit 1700 Befragten).

Mit einem Anteil von 7,1 Prozent würden nach dieser Umfrage die rechtspopulistischen Schwedendemokraten über die Vier-Prozent-Hürde kommen und erstmals in den Stockholmer Reichstag einziehen. Parteichef Jimmie Akesson macht sich für erhebliche Kürzungen bei den Ausgaben für Einwanderer stark. Den Islam hat er als größte ausländische Bedrohung für die schwedische Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet.

Hunderte Menschen versammelten sich am Donnerstag in Stockholm, um gegen eine Kundgebung Akessons zu protestierten. Mit Vuvuzela-Tröten und Sprechchören versuchten sie, den Politiker zu übertönen. Mehrere Wahlkampfveranstaltungen Akessons wurden entweder unterbrochen oder aus Angst vor möglichen Ausschreitungen abgesagt. Reinfeldt will auch bei einem Verlust der absoluten Mehrheit mit seiner Koalition weiterregieren, schließt aber jede Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten aus.

Im Wahlkampf haben sich die Schwedendemokraten mit Forderungen nach massiven Verschärfungen der Zuwanderungspolitik profiliert. Konservative und Sozialdemokraten stellten demgegenüber Steuererleichterungen und die Bekämpfung die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen in den Mittelpunkt.

Stimmberechtigt sind 7,1 Millionen Bürger. Die Sozialdemokraten konnten hier seit 80 Jahren fast ununterbrochen alleine regieren. Sie erreichten aber 2006 mit 35 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit fast hundert Jahren und verloren die Regierungsmacht an Reinfeldts Allianz. Bei der am Freitag veröffentlichten Umfrage kommt die Partei nur noch auf 27,9 Prozent. Sie wäre damit aber knapp größte Partei vor den Konservativen, für die 25,7 Prozent stimmen wollen. Reinfeldts Partei hatte 2006 mit 26,2 Prozent ihr bestes Ergebnis seit 1928 erzielt.