Die Bundesregierung will Russland im Kampf gegen die Waldbrände unterstützen und schickt Atemschutzmasken, Schläuche und Pumpen.

Berlin/Moskau. Soforthilfe für Russland: Die Bundesregierung will 100.000 Schutzmasken nach Moskau schicken. Sie sollen dort von russischen Kräften verteilt werden, so das Bundesinnenministerium. Man wolle zudem Schläuche, Pumpen, Motoraggregate und weiteres Gerät zur Verfügung stellen. Die Hilfsgüter sollen so schnell wie möglich in Richtung der Waldbrandgebiete auf den Weg gebracht werden, hieß es.

Die Katastrophenschutzbehörde der Russischen Föderation habe Deutschland um entsprechende Unterstützung gebeten. „Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit den russischen Behörden und der Botschaft in Berlin und werden helfen, wo wir helfen können", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew am Mittwoch Hilfe im Kampf gegen die Waldbrände angeboten.

Die schwersten Waldbrände in Russland seit Jahrzehnten werden für die Bevölkerung immer beängstigender. So wächst die Gefahr, dass durch die Feuer Radioaktivität freigesetzt wird: Auf dem Gelände des Atom-Forschungszentrums in Sarow, 400 Kilometer östlich von Moskau, loderten am Freitag zwei Brände. Dort sind Spezialkräfte seit Tagen im Einsatz.

Russlands Zivilschutzminister Sergej Schoigu warnte zudem davor, dass die Waldbrände im Gebiet von Brjansk radioaktiv verseuchten Staub aufwirbeln und weiträumig verteilen könnten. Die an der Grenze zur Ukraine liegende Stadt und ihr Umland sind seit der Katastrophe im Atomkraftwerk im heute ukrainischen Tschernobyl vor knapp 25 Jahren stark mit Radioaktivität belastet. "Wir kontrollieren die Situation im Gebiet von Brjansk sehr genau", versicherte der Minister.

Russische Löschtrupps kämpfen gegen radioaktive Gefahr

Nach Einschätzung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) ist es äußerst unwahrscheinlich, dass radioaktiv belasteter Staub vom Wind bis nach Deutschland transportiert werden könnte. "Es sind keinerlei radiologische Schutzmaßnahmen in Deutschland notwendig, da die Belastung dafür zu gering ist", sagte ein BfS-Sprecher am Freitag. Bei einem früheren Brand in der Region Tschernobyl seien zwar bereits einmal Spuren radioaktiver Stoffe nach Mitteleuropa gelangt, diese seien aber "unbedenklich" gewesen.

In Russland ist unterdessen ein Ende der Dürre und der sengend heißen Temperaturen um die 40 Grad nicht in Sicht. Noch immer brennt es an 588 Stellen. Die Zahl der Feuertoten stieg am Freitag nach offiziellen Angaben auf 52. Hilfsorganisationen gehen aber davon aus, dass die Opferzahl größer ist. Wegen der Jahrhunderthitze und des Rauchs von den Torfbränden rund um Moskau erhöhte sich die Sterberate in der Hauptstadt um rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Moskaus Umland versuchten Soldaten, ein Übergreifen der Flammen auf Munitionsdepots zu verhindern. Sie brachten Raketen und Artillerie in Sicherheit.

Die deutsche Botschaft in Moskau ist wegen des giftigen Rauchs seit Freitag geschlossen. Das Auswärtige Amt in Berlin rät von Reisen in die von Bränden betroffenen Regionen ab.