Nervenkrieg in Toulouse: Ein psychisch kranker Geiselnehmer hatte vier Menschen in seiner Gewalt - ein Bauchschuss zwang ihn zur Aufgabe.

Paris/Toulouse. In der südfranzösischen Stadt Toulouse hat ein psychisch kranker Geiselnehmer am Mittwoch stundenlang die Polizei in Atem gehalten. Der Mann hatte am Vormittag kurz nach 11.00 Uhr eine Bankfiliale gestürmt, einen Schuss abgegeben und vier Menschen in seine Gewalt gebracht. Sein Hinweis auf seine Nähe zum Terrornetzwerk al-Qaida löste bei der Polizei Großalarm aus. Sie sperrte den Tatort weiträumig ab. Er lag unweit des Wohnhauses, in dem am 22. März der Serienkiller Mohammed Merah von einer Spezialeinheit der Polizei erschossen worden war. Auch er hatte erklärt, al-Qaida nahezustehen.

Die Ermittler horchten auf, als der Mann Beamte jener Eliteeinheit sprechen wollte, die damals Merah 32 Stunden lang belagert und später bei einer wilden Schießerei getötet hatten. Merah hat sich selbst bezichtigt, im Großraum Toulouse sieben Menschen - darunter drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule - erschossen zu haben. Sein Vater hatte vergangene Woche Klage gegen Unbekannt wegen „Ermordung“ seines Sohnes eingereicht, weil die Eliteeinheit ihn trotz stundenlanger Belagerung nicht lebend gefasst hatte.

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Diesmal brachten sie den 26-jährigen Täter bei Verhandlungen dazu, zunächst zwei seiner Geiseln freizulassen. Kurz vor 17.00 Uhr stürmten sie dann die Bank, überwältigten den Mann und befreiten die Geiseln unverletzt. Der Täter wurde durch einen Bauchschuss verletzt, berichtete die Agentur AFP unter Hinweis auf Polizeikreise. Innenminister Manuel Valls lobte den hohen Professionalismus der Beamten und auch die „Kaltblütigkeit“ der Bankangestellten.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte der Täter in der Filiale der Gruppe Crédit Mutuel-CIC am Vormittag zunächst Bargeld gefordert, war aber offensichtlich nicht ernst genommen worden. Unter den Geiseln befand sich auch der Bankdirektor. (dpa)