26 Beerdigungen pro Tag, vier Millionen Touristen pro Jahr. In einem heillosen Durcheinander wurden mehrere Tote in ein Grab gelegt.

Washington. Grabsteine am falschen Ort, vergessene Särge, übereinander beerdigte Leichen – das US-Militär hat eine Reihe von Schlampereien auf dem Nationalfriedhof Arlington aufgedeckt. In mehr als 200 Fällen seien Probleme mit der Identifizierung von Gräbern aufgetreten, teilte die US-Armee mit.

Die Friedhofverwaltung habe den Überblick verloren, weil sie noch immer mit einem antiquierten Papier-Register arbeite. Das Gräberfeld nahe der US-Hauptstadt Washington ist die bedeutendste Ruhestätte des Landes. Neben vielen Soldaten fanden hier auch Präsidenten ihre letzte Ruhe, darunter John F. Kennedy und seine Witwe Jacqueline Kennedy Onassis.

Die Missstände kamen bei internen Untersuchungen der Armee zutage. Demnach wurden Gedenksteine an der falschen Stelle platziert oder Särge versetzt, ohne dass es Aufzeichnungen darüber gibt. Ein Sarg, den Friedhofsgärtner 2003 beim Ausheben eines Loches gefunden hatten, konnte bis heute nicht zugeordnet werden. Vor zwei Jahren sei sogar ein Luftwaffen-Soldat in einem Grab beigesetzt worden, das schon besetzt gewesen sei, berichteten US-Medien.

„Dafür gibt es einfach keine Entschuldigung“, sagte Heeresminister John McHugh. Es werde weitere Untersuchungen geben, auch mittels DNA-Analysen von sterblichen Überresten. Friedhofschef John Metzler wurde nach 19 Jahren Dienstzeit suspendiert – kurz vor seinem ohnehin geplanten Ruhestand.

Die veraltete Papierverwaltung sei für die Größe des Friedhofs nicht mehr angemessen gewesen, sagte McHugh. Metzler habe versäumt, das System zu modernisieren. Durchschnittlich finden in Arlington 26 Beerdigungen pro Tag statt, meist mit Soldaten als Sargträgern und Ehren-Salut. Mehr als 300.000 Menschen wurden hier seit seiner Eröffnung im Jahr 1864 beigesetzt – darunter Minister, Astronauten, Schauspieler und viele andere Prominente. Jährlich besuchen vier Millionen Touristen den Friedhof.