Mit tränenerstickter Stimme erinnerte Ted Kennedy junior an die Lebensleistung seines Vaters. Auch Präsident Obama würdigte den Toten.

Boston/Hamburg. Diese Worte wird Amerika nicht vergessen: Mit tränenerstickter Stimme schilderte Ted Kennedy jr. noch einmal das ganze menschliche Drama eines großen Clans. Bei der Trauerfeier für seinen Vater Edward Kennedy beschrieb der 37-Jährige von der Kanzel der Basilika "Our Lady of Perpetual Help", wie sehr sein Vater ihn aufgebaut habe, als der Junior mit zwölf Jahren nach einer Krebserkrankung das rechte Bein verlor.

Ted Kennedy jr. wollte aufgeben, resignieren. In einem Winter musste der Vater seinem Sohn über einen verschneiten Hügel helfen. "Ich weiß, dass du es tun kannst. Es gibt nichts, was du nicht schaffen kannst", habe ihm sein Vater beigebracht. Das war das Prinzip, nach dem der Senator selbst gelebt habe. "Mein Vater hat mich gelehrt, dass man selbst die allerschlimmsten Verluste überleben kann."

Ein Spruch für einen Grabstein. Über seinen Tod hinaus war das Wirken von Edward "Ted" Kennedy zu spüren unter den 1500 Trauergästen. Er war am vergangenen Dienstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Und auch die Millionen Amerikaner vor den Fernsehschirmen werden sich an die Schicksalsschläge erinnert haben, die sich auf immer mit den Kennedys verbinden: die Todesfälle im Zweiten Weltkrieg, die ermordeten John F. und Robert, die schweren Erkrankungen von Familienmitgliedern des Kennedy-Clans, die tödlichen Unglücke. Aber eben auch die politischen Erfolge, der Kampf um Gerechtigkeit, der das Leben von Ted Kennedy prägte.

"Belastbarkeit und Humor" seien Teds Kennzeichen gewesen, sagte Präsident Barack Obama. Er nannte ihn einen "glücklichen Krieger" und schilderte Teile der tragischen Familiengeschichte. "An dieser Kette von Ereignissen wäre manch anderer zerbrochen, wäre bitter und hart geworden, voller Selbstmitleid", so Obama. "Teddy" aber habe sich nie in seinem Idealismus und seinem Tatendrang beirren lassen. Obama erwähnte auch die Schattenseiten in Kennedys Karriere. Er sei berühmt gewesen für seine ausschweifende Lebenslust und seine politische Schlitzohrigkeit. Ted Kennedy junior sagte, sein Vater habe "alles Französische geliebt, Käse, Wein und Frauen". Obama erzählte, wie der Senator einmal mal mit einer Kiste Zigarren im Kongress Republikaner umstimmte.

Zu den Trauergästen gehörten auch die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton, der in Begleitung seiner Frau Hillary kam, der gegenwärtigen US-Außenministerin Hillary Clinton. Auch Ex-Präsident George W. Bush war dabei. Unter der Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur befanden sich unter anderem Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger und Hollywoodstar Jack Nicholson. Opernstar Placido Domingo sang unter der Begleitung des Cellisten Yo-Yo Ma "Panis Angelicus". Die Opernsängerin Susan Franck intonierte das "Ave Maria" von Franz Schubert.

Nach der Trauerfeier in Boston wurde der Sarg nach Washington geflogen. Auf dem Weg zum Nationalfriedhof Arlington stoppte der Trauerzug am Kapitol, wo der Demokrat aus Massachusetts 47 Jahre lang gewirkt hatte. Kennedy wurde an der Seite seiner ermordeten Brüder John F. Kennedy (1917-63) und Robert F. Kennedy (1925-68) beigesetzt. 200 private Gäste standen am Grab, als der Leichnam bei Einbruch der Dunkelheit hinabgelassen wurde.

Kardinal Theodore McCarrick las aus einem Brief Kennedys an Papst Benedikt XVI., den Präsident Obama übergeben hatte. Kennedy schrieb an den Papst: "Ich weiß, dass ich kein perfekter Mensch gewesen bin, aber mithilfe meines Glaubens habe ich versucht, den rechten Weg zu finden." Er bat den Papst um ein Gebet.