Sie wollten ein Waisenhaus aufbauen und wurden von dem Beben überrascht. Jetzt bangen sie um ihre Rückkehr.

Hamburg/Flensburg. Drei junge Flensburger haben das verheerende Erdbeben in Haiti unverletzt überstanden. Über das Christliche Zentrum Nordlicht in Flensburg nahmen sie an einem kirchlichen Austauschprojekt teil. Sie wollten ein Waisenhaus aufbauen. "Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie haben über Internet Kontakt mit den Eltern und uns", sagte Ralf Preuß (40), Leiter des Christlichen Zentrums, dem Hamburger Abendblatt. "Sie sind nur knapp einer Katastrophe entgangen." Christopher W. (16) sowie die Geschwister Maike (27) und Timo Kraft (22) befinden sich 50 Kilometer von der weitgehend zerstörten Hauptstadt entfernt in Gran Goave. Die zweiwöchige Missionsreise nach Haiti gehörte zum Programm des neunmonatigen Aufenthalts in den USA.

In den ersten beiden Tagen verfügten sie noch über Wasser und Lebensmittel. "Die Versorgung ist jetzt leider unterbrochen", sagte Preuß. Die letzte funktionierende Wasserpumpe fiel aus. Ein Stromgenerator arbeitet noch. Die Mutter des Geschwisterpaares berichtete dem "Flensburger Tageblatt" von einem Internet-Video-Gespräch, in dem ihr Sohn von sterbenden Kindern, Panik und Zerstörung sprach. "Mama, hol mich hier raus!", sagte er. Seine Schwester schrieb: "Wir haben kein Wasser, keine Medikamente, keine sanitären Anlagen. Jemand muss denen sagen, dass hier keiner ist und hilft!" Die Eltern stehen mit der deutschen Botschaft in Kontakt. "Diese Ohnmacht, die ist das Allerschlimmste", sagte Maikes und Timos Mutter Sigrun der Tageszeitung. Die Rückkehr der insgesamt zehnköpfigen deutsch-amerikanischen Gruppe in die USA war für morgen geplant. "Man kann noch nicht sagen, wann sie zurückkommen", betonte Preuß.

"Es gibt aber die Zusage einer Fluggesellschaft, dass für sie am 21. Januar Plätze für einen Rückflug reserviert sind." Doch der Flughafen ist zum Nadelöhr geworden. Der Flughafen-Tower in Port-au-Prince ist zerstört, selbst Flugzeuge der Hilfsorganisationen haben Schwierigkeiten. Die Verkehrslage ist katastrophal. Straßen sind völlig zerstört. Überall liegen Leichen herum. Wann die Hilfskräfte nach Gran Goave durchkommen können, ist fraglich. Offenbar ist außerhalb der Hauptstadt keinerlei Hilfe verfügbar.

Als das erste Beben begann, befanden sich Maike, Timo und Christopher nicht in dem Gebäude, in dem sie normalerweise untergebracht waren. Sie kamen zu spät von einem Einsatz zurück. Das rettete ihnen wahrscheinlich das Leben, denn ihre Unterkunft ist völlig zerstört worden, ebenso das Waisenhaus. Wie durch ein Wunder überlebten alle Kinder.