In Kopenhagen befürchten Diplomaten ein Scheitern. Merkel drängt: “Wir müssen zusammenstehen, wir müssen handeln!“ Bringt Obama die Wende?

Hamburg/Kopenhagen. Dramatisches Finale in Kopenhagen: Kurz vor dem Ende des Weltklimagipfels heute in Kopenhagen stehen die Verhandlungen für ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls vor einem Scheitern. Der Versuch der dänischen Gastgeber, einen Entwurf für das Abschlussdokument einzubringen, wurde vorerst von China und weiteren Schwellen- und Entwicklungsländern verhindert. Daraufhin gab Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen seine Kompromiss-Bemühungen auf.

Heute übernehmen mehr als 100 Staats- und Regierungschefs die Schlussverhandlungen. Ziel der Konferenz war es, verbindliche Treibhausgas-Reduzierungen zu vereinbaren, um den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf zwei Grad bis Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) richtete in Kopenhagen einen eindringlichen Appell an die Staatengemeinschaft, ein Scheitern in den letzten 24 Stunden des Treffens noch abzuwenden. "Wir müssen zusammenstehen, wir müssen zusammen handeln", sagte Merkel. "Ich glaube, dass wir die Kraft dazu haben. Ich glaube, wenn nur jeder noch einen Schritt geht, kann es gut für uns alle sein", rief sie den Delegierten zu. Zuvor hatte sie sich im Bundestag skeptisch über den Ausgang des Gipfels geäußert. Die Nachrichten seien "nicht gut".

Auch US-Präsident Barack Obama kommt heute nach Kopenhagen. Seine Haltung könnte über Erfolg oder Misserfolg der Konferenz entscheiden. Vor dem Abflug nach Kopenhagen teilte das US-Präsidialamt mit, ein "leeres Abkommen" wäre schlimmer als gar keins. Obama werde nicht an der Sitzung teilnehmen, nur um mit irgendeiner Vereinbarung nach Hause zurückkehren zu können. "Wir wollen etwas haben, das der Staatengemeinschaft, aber auch den Vereinigten Staaten nützt." US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte eine Milliardenhilfe zum Klimaschutz in armen Ländern an.

Nach Einschätzung von Diplomaten ist es wahrscheinlich, dass sich die Delegationen heute nur noch auf eine Schlusserklärung verständigen, die keinerlei verbindliche CO2-Ziele enthält. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy warnte: "Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir scheitern. Die Zeit ist gegen uns."