Bei der CO2-Reduzierung ist Washington zurückhaltender. Dänen werden für die schlechte Organisation der Mammut-Tagung kritisiert.

Hamburg. Das erhoffte neue Klimaabkommen ist am vorletzten Tag des Kopenhagener Gipfels in weite Ferne gerückt. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sprach von einer "kritischen Situation"; die knapp 120 Regierungschefs stünden in der Verantwortung, die festgefahrene Situation aufzulösen. Sie beruhte zunächst auf Verfahrensfragen: Die dänische Konferenz-Präsidentschaft hatte einen eigenen Entwurf für ein Abkommen angekündigt und damit den Widerstand provoziert: China und die Gruppe der Entwicklungsländer verhinderten das Papier. Danach wurde ein Weg gesucht, überhaupt wieder in inhaltliche Verhandlungen einzusteigen.

Die bislang kursierenden Arbeitspapiere betonen generell die Bedeutung des schnellen Handelns im Kampf gegen den Klimawandel. Im Konkreten wimmelt es vor "eckigen Klammern" - sie markieren strittige Verhandlungspunkte. "Der Text müsste viel weiter sein", meinte WWF-Expertin Regine Günther, die wie die meisten Nichtregierungsvertreter wegen Sicherheitsauflagen die Konferenz im Bella Center verlassen musste. Der weitgehende Ausschluss der Nichtregierungsorganisationen (NRO) erntete heftige Kritik. "Abgesehen von der inhaltlichen Blockade ist der Gipfel die chaotischste und am schlechtesten organisierte Konferenz, die ich je besucht habe", betonte Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung, einer Dachorganisation von rund 70 deutschen Umwelt- und Entwicklungsverbänden. Er beobachtet seit vielen Jahren Uno-Konferenzen. Ein Teil der abgewiesenen NRO-Mitglieder seien von Regierungen "adoptiert" und in letzter Minute als Regierungsvertreter zur Konferenz vorgelassen worden, berichtet Maier.

Hoffnungen verbreitete indes US-Außenministerin Hillary Clinton mit der Zusage, die USA würden sich am Anpassungsfonds beteiligen. Er soll jährlich 100 Milliarden Dollar (67 Milliarden Euro) bereitstellen, damit die Entwicklungsländer sich vor den Folgen des Wandels schützen und in klimafreundliche Technik investieren können. Die EU hatte den Entwicklungsländern vorab für die nächsten drei Jahre 7,2 Milliarden Euro zur Bewältigung von Klimafolgen angeboten. Japan legte nach und bot rund 13,5 Milliarden Euro, falls ein umfassendes Klimaabkommen zustande kommt.

Bei der Frage nach verbindlichen Klimazielen zeigten sich die Amerikaner unflexibel, ihre Ziele fallen weit hinter die der Europäer zurück. Sie wollen ihren Treibhausgasausstoß um 17 Prozent verringern, bezogen auf das Jahr 2005. Umgerechnet auf das Kyoto-Referenzjahr 1990 sind es nur vier Prozent. Die EU verpflichtete sich auf 20 Prozent und wäre zu einem Minus von 30 Prozent bereit, wenn andere mitziehen. US-Delegationsleiter Todd Stern rechnete vor, dass die Europäer beim Basisjahr 2005 nicht so gut aussehen: Dann würden sie bis 2020 ihre Emissionen nur um 13 Prozent zurückschrauben, also um weniger als die USA - eine Milchmädchenrechnung, denn sie unterschlägt, dass zwischen 1990 und 2005 der Treibhausgasausstoß der USA um etwa 15 Prozent wuchs, während er in der EU um etwa vier Prozent sank.

Einen Fortschritt gab es immerhin beim Regenwald-Schutz: Die USA und fünf weitere Staaten wollen in den nächsten drei Jahren mit 3,5 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) ein Programm zum Schutz der Tropen finanzieren. Mit dabei sind Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Japan und Australien. Mit dem Geld sollen Entwicklungsländer Maßnahmen gegen die Abholzung der Regenwälder ergreifen. Dies sei "ein wichtiger Anfang", so die Naturschutzorganisation Conservation International. Aber es seien mindestens zehn Milliarden Dollar über die nächsten drei Jahre nötig, um den Waldverlust bis 2015 um 25 Prozent zu reduzieren.