Kopenhagen. Wie lässt sich innerhalb weniger Tage ein kompliziertes Vertragswerk für 193 Staaten aushandeln, wie lassen sich Tausende Delegierte koordinieren? Vieles von dem, was in Kopenhagen beschlossen werden soll, ist bereits über Monate vorformuliert worden. Aber es bleibt noch genug zu tun, sodass 20-Stunden-Tage nicht ausgeschlossen sind.

Genau genommen begannen die Vorbereitungen im Jahr 2007 beim Uno-Gipfel auf Bali. Dort erteilten die Regierungsvertreter ihren Klimaexperten das Mandat, ein umfassendes Vertragswerk zu erarbeiten. Die zweijährige Vorarbeit gipfelt nun in der Konferenz von Kopenhagen. Und diese fordert die teilnehmenden Unterhändler auch konditionell.

Sein Arbeitstag beginne meist schon beim Frühstück gegen 6.30 Uhr mit einer Lagebesprechung im Kollegenkreis, erzählt ein Mitglied des 25-köpfigen deutschen Verhandlungsteams. Eine Stunde später tagt die gesamte deutsche Delegation. Sie besteht aus rund 120 Personen, darunter Mitglieder des Bundesrats, des Bundestags, des Bundesumwelt- und weiterer Ministerien. Um 8.30 Uhr beginnt für das Kernteam die EU-Runde, die täglich alle Mitgliedsländer auf einen Nenner bringen muss.

Punkt zehn startet dann ein neuer Gipfeltag. Der offizielle Beginn gilt als unverrückbar, um den unterschiedlichen Ländergruppen zuvor Zeit zur gemeinsamen Meinungsfindung zu geben. Dagegen ist das offizielle Konferenzende (18 Uhr) spätestens in der zweiten Woche Makulatur. Aber auch in diesen ersten Tagen ist der Konferenzort Bella Center auch um 20 Uhr meist noch gut gefüllt.

Ohnehin ist der Arbeitstag für die Unterhändler nicht um 18 Uhr beendet. Sie tragen abends Ergebnisse aus unterschiedlichen Arbeitsgruppen zusammen, lesen Papiere, die während des Tages erarbeitet wurden und nun zur weiteren Begutachtung in den Delegationen zirkulieren. Da auf der Konferenz überwiegend in kleineren Gruppen verhandelt wird, fehlt abends leicht die Übersicht. Denn selten, nur bei Bedarf, beraumt das Uno-Klimasekretariat Plenarsitzungen ein, um alle Teilnehmer auf denselben Wissensstand zu bringen.

Selbst in der ersten Woche arbeiten die Ländervertreter oft bis Mitternacht; in der zweiten Woche zählen dann ohnehin nur noch Inhalte, losgelöst von Raum und Zeit. Der hohe Adrenalinspiegel helfe den Delegationsmitgliedern, mit dem angehäuften Schlafdefizit fertigzuwerden, schildert der Unterhändler seine eigenen Erfahrungen. Zeit spiele erst wieder eine Rolle, wenn das Gipfelende naht. Dann heiße es: Lass uns zu einem Ergebnis kommen, damit wir das hier nicht noch ein zweites Mal durchmachen müssen.

Erst wenn die letzten Formulierungen ausgefeilt, die letzten Abstimmungen gelaufen sind, tauchen die Delegierten wieder aus dem Gipfel auf und ins richtige Leben ein.