Es ist eine heftige Reaktion auf die IAEA: Parlamentspräsident Laridschani: „Eine lächerliche Politik von Zuckerbrot und Peitsche“.

Teheran. Der Iran setzt sich weiter über alle internationalen Proteste gegen sein Atomprogramm hinweg und hat den Bau von zehn neuen Anlagen zur Urananreicherung beschlossen. Die Entscheidung dürfte auch eine Reaktion auf die Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sein, in der Teheran aufgefordert wurde, alle Arbeiten an seiner neuen Urananlage bei Kom einzustellen.

Wie die amtliche Nachrichtenagentur Irna meldete, wies die iranische Regierung die nationale Atomenergieorganisation an, umgehend mit dem Bau der fünf Anlagen zu beginnen, für die bereits Pläne vorliegen. Für fünf weitere Anlagen sollen Standorte gesucht werden. Der Beschluss wurde auf einer Kabinettssitzung unter der Leitung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad gefasst.

Wie es weiter hieß, erklärte Ahmadinedschad auf dieser Sitzung, der Iran müsse 500 000 Zentrifugen zur Urananreicherung bauen, um jährlich 250 bis 300 Tonnen atomaren Brennstoff produzieren zu können. Diesen Brennstoff braucht das Land nach eigenen Angaben zum Betrieb seiner geplanten Atomkraftwerke. Vor allem im Westen wird aber befürchtet, dass Teheran auch nach Atomwaffen strebt.

Der Iran hat schon eine große Anlage zur Urananreicherung in der Nähe von Natans. Die IAEA erklärte, dort gebe es derzeit 8600 Zentrifugen, von denen aber nur 4000 arbeiteten. In Natans sollen einmal nach iranischer Planung 54 000 Zentrifugen stehen. In der bis vor Kurzem noch geheim gehaltenen Anlage bei Kom soll es fast 3000 Zentrifugen geben. Laut Irna beschloss das Kabinett, dass die zehn neuen Anlagen die Größe von Natans haben sollen.

Wie sehr sich das Klima zwischen IAEA und dem Iran verschlechtert hat, zeigt auch die Äußerung eines iranischen Abgeordneten, der mit dem Austritt Teherans aus dem Atomwaffensperrvertrag drohte. Das Parlament könne über einen solchen Schritt beraten, wurde Mohammed Karamirad von Irna zitiert. Außerdem könne ein Stopp der bislang routinemäßig erlaubten IAEA-Inspektionen in iranischen Atomanlagen erwogen werden, sagte Karamirad. Seine Äußerungen spiegeln häufig die Meinung der Regierung wider. Parlamentspräsident Ali Laridschani nannte das Verhalten des IAEA-Gouverneursrats "eine lächerliche Politik von Zuckerbrot und Peitsche".

Laridschani kündigte der Nachrichtenagentur Isna zufolge an, der Iran werde ernsthaft darüber nachdenken, seine Politik zu ändern und die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde auf ein Mindestmaß einzuschränken. Entscheiden kann darüber aber nicht das Parlament, sondern lediglich der oberste Führer des Landes, Ayatollah Ali Chamenei.

Russlands Energieminister Sergej Schmatko traf in Teheran ein, um mit Irans Außenminister Manuchehr Mottaki und dem Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, über das Problem zu sprechen. Heute will er eine Atomanlage in Buschehr inspizieren, die der Iran mit russischer Hilfe baut.